Geschichten aus der Messtechnik

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Wellenmesser, Elektrometer und Diagraph

Geschichten aus der Messtechnik

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2021

Autorin: Tina Kubot

Seiten: 36-43

Sie hat es in Museen nicht immer leicht, die Messtechnik. Oft gelangen Objekte als eine Art Beifang großer Sammlungsgebiete in Techniksammlungen, haben aber keinen eigenen Platz in der Sammlungssystematik und schon gar keinen eigenen Kurator oder Kustoden. Sind die Messgeräte aus den Pionierzeiten von Physik und Elektrotechnik immerhin noch ästhetisch reizvoll oder stammen gar aus den Laboren bedeutender Erfinder, sind moderne Messgeräte nur von Spezialisten als solche zu identifizieren. Bei genauem Hinsehen ermöglichen sie aber spannende Einblicke in die (Technik-)Geschichte

Blick in ein Labor. Ein Mann sitzt lesend auf einem Stuhl, über ihm findet eine heftige elektrische Entladung statt, die er keines Blickes würdigt.

Wie in fast allen Bereichen gibt es im Museum für Kommunikation auch unter den Messgeräten besondere Objekte; der Prototyp der Franke’schen Maschine ist eines davon.
Foto: Bert Bostelmann, Bildfolio

Ein dunkelhaariger Mann mit welligem Haar und Schnurrbart, bekleidet mit einem weißen Hemd und hellen Anzug, stützt den Kopf in die Hand und schaut fast kokett in die Kamera.

Der Physiker André-Eugène Blondel verwendete für seinen Oszillografen ein Spiegelgalvanometer und eine rotierende Spiegeltrommel, um Wellen zeitaufgelöst anzuzeigen. Als Lichtquelle diente eine Bogenlampe. Das Signal konnte auf einer Mattscheibe oder auf fotografischem Film abgebildet werden.
Foto: Bert Bostelmann, Bildfolio

Als Heinrich Hertz in den letzten Tagen des Jahres 1887 der experimentelle Nachweis für die endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen gelang, wusste er noch nichts über die Eigenschaften seines Produkts. Zwei Jahre zuvor war er, in Kiel bereits habilitiert, als Nachfolger von Karl Ferdinand Braun dem Ruf an die Technische Hochschule Karlsruhe gefolgt. Als einstiger Student von Hermann von Helmholtz, bei dem er 23-jährig in Berlin den Doktor erlangt hatte, war er bestens vertraut mit den Theorien der elektromagnetischen Wellen von Michael Faraday und James Clerk Maxwell, die bis heute die Grundlage der gesamten Elektrotechnik bilden. In den 1820er-Jahren hatte der britische Naturforscher Michael Faraday durch die Bewegung eines Drahtes im Magnetfeld die elektrische Fernwirkung dieses Feldes entdeckt, die Induktion. Faraday entwickelte die Theorie des elektrischen und des magnetischen Feldes und stellte die These auf, dass es sich in den Raum fortpflanzen müsste. 30 Jahre sollte es dauern, bis dies belegt werden konnte: 1864 stellte der schottische Mathematiker James Clerk Maxwell den nach ihm benannten Satz von Gleichungen auf. Maxwell sagte auch die Existenz von elektromagnetischen Wellen voraus und berechnete deren hypothetische Geschwindigkeit. In seiner dynamischen Theorie des elektrischen Feldes heißt es: „Diese Geschwindigkeit ist so nahe an der des Lichtes, dass wir starken Grund zu dem Schluss haben, dass das Licht selbst […] eine elektromagnetische Störung ist, die sich entsprechend der elektromagnetischen Gesetze in Form von Wellen im elektromagnetischen Feld fortpflanzt.“

(…)