Postbaugenossenschaften in Bayern

Kategorien: ,

„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“

Postbaugenossenschaften in Bayern

Ausgabe

DAS ARCHIV 2/2022

Autor: Stefan Frank

Seiten: 44-51

Postbaugenossenschaft München und Oberbayern eG? Es gibt sie noch. Gegründet vor über hundert Jahren, ist einigen Postbaugenossenschaften, darunter auch bayerischen, der Einzug ins 21. Jahrhundert gelungen.

Zu den ersten Gebäuden in München gehörte die Anlage in der Birkerstraße/Weiglstraße in Neuhausen, die 1910 zum Bezug fertig war. Im Laden am Eck gibt es Landleberwurst, Hartwurst, Leberkäse, Kakao und Eier, das Stück 19 Pfennig

1914 konnten Augsburger „Postler“ erste Wohnungen der Postbaugenossenschaft Augsburg beziehen. Heute verfügt die eG über 1.061 Wohnungen und 478 Garagen und Einstellplätze

Die Geschichte der Baugenossenschaften in Deutschland reicht über 150 Jahre zurück. Sie entstanden, als Handwerker, Arbeiter und später auch Eisenbahner und Mitarbeiter der Deutschen Reichspost sich zusammentaten, um gemeinsam Wohnraum zu schaffen − getreu dem Motto von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818−1888): „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ Der Mangel an Wohnraum, vor allem unter ärmeren Bevölkerungsschichten, war eines der wichtigsten Elemente der sozialen Frage Mitte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Vorbild der englischen building societies – die erste wurde in Birmingham schon Ende des 18. Jahrhunderts gegründet – übertrugen Männer wie Victor Aimé Huber (1800−1869) und Julius Faucher (1820−1878) die in Deutschland unter anderen von Hermann Schulze-Delitzsch (1808−1883) propagierte Genossenschaftsidee auf den Wohnungsbau.

(…)