Provenienzforschung in Bibliotheken

Kategorien: ,

„Besondere Seltenheit“

Provenienzforschung in Bibliotheken

Ausgabe

DAS ARCHIV 4/2021

Autor: Peter Hirschmiller

Seiten: 18-21

Von 2018 bis 2020 war Peter Hirschmiller im Rahmen eines Provenienz-Forschungsprojektes, gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, in den Museen für Kommunikation tätig. Neben Sammlungsobjekten untersuchte er auch die Bibliotheksbestände des ehemaligen Reichspostmuseums nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Im ARCHIV stellt er seinen Rechercheweg vor und gibt Hinweise, welche Datenbanken allen eine Hilfe sein könnten, die erfahren möchten, ob sich NS-Raubgut in ihrer Bibliothek befindet.

Blick in ein Labor. Ein Mann sitzt lesend auf einem Stuhl, über ihm findet eine heftige elektrische Entladung statt, die er keines Blickes würdigt.

Die Übergabe des Buches von Ludwig Heilbrunn an das Jüdische Museum Frankfurt erfolgte im Frühjahr 2021

Ludwig Heilbrunn war ein Frankfurter Rechtsanwalt, der maßgeblich an der Gründung der Frankfurter Universität beteiligt war. Vielseitig interessiert, publizierte er zu juristischen, wirtschaftlichen und finanzpolitischen Fragen wie auch zu Goethe oder zur Geschichte der Stadt Frankfurt. Der leidenschaftliche Kunstsammler war im Vorstand des „Vereins der Goethe-Freunde“ ebenso, wie er die „Frankfurter bibliophile Gesellschaft“ unterstützte. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten, so heißt es im Personenlexikon der Stadt Frankfurt, zerstörte das Leben der Familie Heilbrunn. Im März 1933 musste er aus der Anwaltskammer ausscheiden, bald darauf wurde ihm das Notariat entzogen, 1938 bekam er Berufsverbot, und auch aus der „Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft“, die er 1919 mitgegründet hatte, wurde er 1935 vom Vorsitzenden ausgeschlossen. Ludwig Heilbrunn, der das Aufkommen einer neuen antisemitischen Bewegung nach eigenen Worten wohl geahnt hatte, emigrierte Ende 1938 nach England – den Großteil seiner Bibliothek allerdings musste er zurücklassen. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er bald darauf, am 3. April 1951, starb. 70 Jahre später, im April 2021, übergab die Museumsstiftung Post und Telekommunikation (MSPT) ein Buch aus seinem Besitz an das Jüdische Museum Frankfurt am Main. 

(…)