Reichspostminister Dr. Karl Stingl

Ein Beitrag zur Postgeschichte der Weimarer Republik

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1992/1

Autor: Manfred Knedlik

Seiten: 46-52

„Stingl ist ein Postfachmann allgemein anerkannten Rufes, dem das Reich und namentlich Bayern zum großen Teil die vorbildliche Entwicklung des Telegraphen- und Fernsprechwesens und des Postkraftfahrwesens zu verdanken haben. Stingl erfreut sich der Wertschätzung seitens des gesamten Postpersonals wegen seiner Kenntnisse, Fähigkeiten, Initiative und nicht zuletzt wegen seines, auch von politischen Gegnern anerkannten makellosen Charakters. Auf diese sonst so selbstverständliche Eigenschaft möchte ich heute besonderes Gewicht legen, denn Deutschland hat leider in den letzten Jahren mit seinen politischen Ministern nicht immer die besten Erfahrungen gemacht. Stingl ist dagegen ein Fachminister der alten Schule, der mehr durch seine Fachkenntnisse und durch seine Persönlichkeit als durch seine politischen Beziehungen sich bis zu der höchsten Stellung im Reiche emporarbeiten konnte.“

Mit diesen Worten charakterisiert Walther Ritter von Dyck, Dekan der Technischen Hochschule in München, den damaligen Reichspostminister Karl Stingl anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde im Jahre 1925. Aufschlußreich ist die Laudatio des Hochschullehrers nicht nur für den Biographen; sie rückt überdies interessante historisch-politische wie auch mentalitätsgeschichtliche Aspekte in den Blick. So wird neben der gründlichen Sachkenntnis und der moralischen Integrität Stingls vor allem die politische Dimension des Ministeramtes hervorgehoben.

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