Rückblick

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1969

Autoren: Bruno Schmitt (Freiburg im Breisgau) und Bodo Gericke (Darmstadt)

Seite: 57-61

Betrachtet man nach etwas mehr als 25 Jahren die Leistungen der deutschen Feldpost im Osten einschließlich des Luftfeldpostdienstes während des Zweiten Weltkrieges, so darf man sie nicht allein an den wenigen noch vorhandenen Zahlen messen. Sie sind ohnehin nicht reichlich und in dieser Form nur durch Zufälle erhalten. Zur Würdigung der hinter ihnen stehenden menschlichen und fachlichen Lesitung bedarg es vielmehr immer wieder der gleichzeitigen Betrachtung der Ereignisse und Umstände, unter denen diese Zahlen zustande kamen. Dennoch erscheinen diese wenigen Zahlen z.T. auch absolut gesehen selbst heute noch eindrucksvoll, wenn man zeitgemäße Vergleiche anstellt. Es darf aber dabei nicht übersehen werden, daß die technische Entwicklung vor 25 Jahren immerhin nicht den Stand hatte, in dem wir heute zu denken gewohnt sind. Das bezieht sich auf alle für die Postbeförderung in kommenden Beförderungsmittel, in besonderem Maße natürlich hier auf die Luftfahrt, die in diesem Bericht eine wesentliche Rolle spielt. Es war damals noch nicht die Zeit der großen Luftbrücken, der schnellen und großräumigen Flugzeuge mit großem Aktionsradius, es gab auch noch nicht die heute schon fast selbstverständlichen Möglichkeiten der Flugsicherung, die erst am Ende des Krieges mit dem Aufkommen der Radargeräte begann.

Wenn, um einmal einen zeitgemäßen Vergleich zu ziehen, beispielsweise der heutige Nachtluftpostdienst der DBP in den ersten fünf Jahren seines Bestehens von 1961 bis 1966 mit wesentlich größeren und schnelleren Maschinen etwa das fünffache Gewicht doppelt so schnell wie die damaligen Feldpostmaschinen beförderte, so kommt gerade darin der technische Fortschritt der seitdem vergangegen 25 Jahre zum Ausdruck. Andererseits verdient es der Erwähnungm daß unter friedensmäßigen Verhältnissen kurz vor dem Kriege im Jahre 1938 das Reichspostflugnetz eine Ausdehnung von 6800 km hatte und daß im gleichen Jahre insgesamt 1 360 000 kg Luftpost auf diesem Netz befördert wurden. Demgegenüber betrug das Streckennetz der Luftfeldpost im Osten Ende 1942 mehr als 7000km – das des heutigen Nachtluftpostdienstes der DBP beträgt etwa 3600 km-, und im gleichen Jahre 1942 beförderte die Luftpost – und zwar erst vom 18. April an – 1 999 324 kg Post sowie 4839 Verwundete usw. Anläßlich des fünfjährigen Bestehens des Nachtluftpostdienstes der DBP im Jahre 1966 wurde mitgeteilt, daß die dabei eingesetzten sieben Flugzeuge in fünf Jahren 5,5 Millionen km geflogen sind. Dabei wurde der im Zeitalter der Raumfahrt sinnfällige Vergleich gebraucht, daß diese Leistung mehr als siebenmal der Strecke zum Mond und zurück entspricht. Auch im Vergleich dazu kann sich der Luftfeldpostdienst Osten heute noch sehen lassen, denn seine elf kleinen Maschinen – zuerst waren es sogar nur sechs -, von denen im Januar 1943 zwei und im März 1944 noch eine ausfielen, flogen in nicht ganz 2 1/4 Jahren 4,3 Millionen km, wa auch heute noch einer Strecke von fünfeinhalbmal zum Mond und zurück entspricht, also nur anderthalbmal weniger in einer um mehr als die Hälfte kürzeren Zeit.

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