Über Ursprungs- und Umbauform sowie Restauration eines seltenen eintürigen Wandfernsprechers der Reichstelegrafenverwaltung (RTV)

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1999/1

Autor: Rainer Riedel

Seiten: 91-96

Ende 1997 konnte ein bis auf wenige vorhandene Anschlußklemmen und einen teildefekten Hakenumschalter leeres Nußbaumschrankgehäuse eines ehemaligen Wandfernsprechers erworben werden. Das Gerät galt bis dato als nicht rekonstruierbar, da Beschreibungen und Abbildungen weder bekannt, noch vorhanden waren. Einige Merkmale dieses Gehäuses sind jedoch so interessant, daß umfangreiche Recherchen zur Identifizierung dieses Gerätes eingeleitet wurden. Die Ergebnisse sollen im Folgenden dargelegt werden.

Zunächst zur Beschreibung: Ausführung, Abmessungen und Verarbeitungsweise des Gehäuses lassen auf eine Fertigung vor der Jahrhundertwende schließen. Fernsprechereinrichtungen im Gehäuse der vorliegenden Art wurden in der Regel zum Betrieb bei der Bahn verwendet. Dieses Schränkchen jedoch weist den Prägestempel der Reichstelegrafenverwaltung (RTV-Kaiserkrone) auf, was ein sicheres Indiz für den Einsatz durch die Reichstelegrafenverwaltung darstellt. Eine entsprechende Beschreibung mit Abbildung einer derartigen Fernsprechergehäuseausführung ist nicht bekannt, auch nicht erwähnt und dargestellt in den verschiedenen Ausgaben der offiziellen „Beschreibung der in der Reichstelegraphenverwaltung gebräuchlichen Apparate“, Ausgabe 1888 und 1899. Das Schränkchengehäuse mit den Außenmaßen, Höhe: 21,5 cm, Breite: 21,5 cm, Tiefe: 15,5 cm, fällt von vornherein auf durch die mehr quadratisch gehaltene Form, vor allem der Fronttür, deren Anschlag links ist, und deren Scharniere rechts montiert sind. Diese quadratische „Würfelform“ erinnert einerseits an das Fernsprechermodell M 86 der RTV, das zwei Türen aufweist, je eine an der linken und rechten Seite, andererseits ist ein Hinweis auf das Fernsprechermodell M 89 der RTV wegen der eintürigen Konstruktion gegeben. Jedoch ist die Grundstruktur bei diesem rechteckig ausgeführt.

(…)