Vom möglichen Ende der Wegwerfgesellschaft

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Reparieren – eine Kultur lebt wieder auf.

Vom möglichen Ende der Wegwerfgesellschaft.

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2019

Autor: Joel Fischer

Seiten: 14 – 21

Kommt zurzeit eine Reparatur-Revolution in Gang? Zunehmend mehr Menschen hinterfragen das Wegwerfprinzip der Massenproduktionsgesellschaften und wenden sich einem alterprobten Mittel zu: der Reparatur. Reparatur-Unternehmen sowie Behörden versuchen, gesetzliche Grundlagen zu schaffen, damit weniger Ressourcen verschwendet werden, Repair-Cafés bieten Hilfe zur Selbsthilfe an.

Mit der smarten Zahnbürste „ara“ ist Zähneputzen ein Kinderspiel. Wenn der Akku kaputt geht, ist das Tauschen aber genauso schwierig wie bei „dummen“ Zahnbürsten.

Heute neu, morgen schon veraltet. Aufgrund der rasanten technischen Fortschritte präsentieren Smartphone-Hersteller wie Apple ständig neue Modelle.

Augerechnet nach Ablauf der Herstellergarantie geht die Waschmaschine kaputt. Der Staubsauger macht keinen Mucks mehr, der Drucker meldet Papierstau, obwohl kein Papier zwischen den Walzen steckt, und die elektrische Zahnbürste lässt sich nicht mehr aufladen. Elektrogeräte sind störanfällig, doch eine Reparatur ist oft teurer als ein neues Gerät. Daher landen zahlreiche Geräte auf dem Müll. Das hat zur Folge, dass die Menge an Elektroschrott, die weltweit entsteht, sich laut The Global E-Waste Monitor bereits 2017 auf 44,7 Millionen Tonnen belief. Im Vergleich zur vorhergehenden Studie von 2016 war das eine Wachstumsrate von 8 Prozent, bis 2021 wird die Menge an Elektroschrott um ein Sechstel ansteigen, und bis 2050 geht eine aktuelle Studie der Vereinten Nationen von bis zu 120 Millionen Tonnen Schrott pro Jahr aus.

Deutschland liegt mit 1,9 Millionen Tonnen Elektroschrott jährlich auf Platz fünf der internationalen Rangliste. China führt sie mit 7,2 Millionen Tonnen an. Das relativiert die Zahl aber keineswegs, denn auf die Einwohnerzahl umgerechnet kommen in China 5,2 Kilogramm auf jeden Einwohner, während in Deutschland 22,8 Kilogramm pro Kopf anfallen. Erfasst wurden neben größeren Elektrogeräten wie Waschmaschinen und Kühlschränken auch Kleingeräte wie Computer, Fernseher, Smartphones, Drucker und Haartrockner. Weltweit werden durchschnittlich nur rund 20 Prozent des Elektroschrotts recycelt, in Deutschland liegt diese Quote etwas höher: Das Umweltbundesamt geht von 40 Prozent aus. Ein Schätzwert, denn viele Geräte werden nicht ordnungsgemäß entsorgt und landen unbemerkt und unerlaubterweise im Hausmüll. Dabei schreibt das Elektrogesetz in Deutschland vor, dass der Handel Elektrogeräte zurücknehmen und zum Recycling geben muss. Produkte, die mit einem durchgestrichenen Symbol auf der Mülltonne gekennzeichnet sind, müssen entweder zum Händler oder zum Wertstoffhof.

 

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