Von Tegel nach Königs Wusterhausen

Die Geschichte eines Berliner Rundfunksenders – Teil III

Ausgabe

Das Archiv 1+2/2002

Autor: Günter Erler

Seiten: 63-72

Am 16. Dezember 1948 war es kühl in Berlin. Dennoch sollte es an diesem Donnerstag auf dem Gelände des Rundfunksenders Tegel, in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Flugplatzes, heiß hergehen. Gegen 9 Uhr fuhren französische Soldaten vor der Sendestation auf. Sie besetzten alle Zugänge zum Sperrgelände und sperrten die Gebäude und Wege hermetisch ab. Dann legten Pioniere Sprengladungen an den hölzernen Antennenturm und den im Aufbau befindlichen 120 m hohen Rohrmast. Auch dem 80-m-Gittermast, der während der laufenden Umbauten das Rundfunkprogramm abstrahlte, wurden Dynamitstangen verpasst. Um 10.45 Uhr war es soweit: Zündung! Durch die Rauchwolken der Detonation sah man, wie der Holzturm in sich zusammenbrach, der Rohrmast einknickte und beide zu Boden stürzten. Kurz darauf wurden die nächsten Dynamitladungen gezündet, und auch der Gittermast legte sich auf die Seite.

Das Sendergebäude mit seinen technischen Einrichtungen wurde durch die Detonationen nicht beschädigt. Fast auf den Tag genau 15 Jahre lang hatte der Sender Tegel gearbeitet. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger und so erlebte der alte Telefunken-Sender an einem neuen Standort seine Wiedergeburt.

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