Wie neue Materialien die Welt der Kommunikation verändert haben

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Kommunikative Kunststoffe

Wie neue Materialien die Welt der Kommunikation verändert haben

Ausgabe

DAS ARCHIV 4/2020

Autor: Bernd Flessner

Seiten: 8-15

Als Philipp Reis in den 1860er-Jahren einen Apparat zur Übertragung von Sprache bauen wollte, nahm er Eichenholz, Messing, Kupfer und eine Schweinsblase für die Membran. Sein erster Design-Entwurf basierte auf dem menschlichen Ohr, das als Vorbild für den Geber fungierte, von ihm handgeschnitzt aus Eiche. Viel mehr andere Materialien als Holz und Metall standen nicht zur Verfügung. Das sollte sich bald gründlich ändern.

Das Arrangement zeigt Kommunikationsgeräte mit Kunststoff-Gehäusen in (relativ) dezenter Farbgebung; von links: JVC Space-Age Radio/TV-Gerät, Nokia-Handy, Smartphone, Grundig-Kofferradio „Transistor-Boy“, Apple-Rechner, 611er-Telefon, senffarben, und der DDR-Klassiker RFT Variant Typ N

Radioapparat mit Holzgehäuse, 1930er-Jahre

Alexander Graham Bell, Erfinderkollege des Hessen in Amerika, verwendete verschiedene Metalle und Holz, vor allem Tannenholz und Mahagoni, das von Hand gedrechselt wurde. Die ersten in Serie gefertigten Telefon-Modelle sind daher, mehr oder weniger, Unikate. Holz war der Werkstoff, der allgegenwärtig und am leichtesten verfügbar war. Sprech- und Hörmuschel wurden gedrechselt, das technische Innenleben einem Holzkasten anvertraut – wie etwa bei den ersten Wandapparaten von Siemens & Halske. Zwar wurden immer wieder Luxusmodelle aus Metall angeboten, doch der Holzkasten bestimmte lange das Design des Telefonapparats. Das änderte sich auch nicht durch die Einführung kleinerer und leichterer Tischapparate, die Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland auf den Markt kamen. Selbst wenn Teile des Gehäuses aus Metall gefertigt wurden, behielt man die ursprüngliche Form bei. Und die eigentliche und von den wenigsten Menschen wirklich verstandene Technik verschwand in einem Kasten.

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