Wieviel Geschlecht steckt in Technikmuseen?

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Geschlechterdiversität im Museum.

Wie viel Geschlecht steckt in Technikmuseen?

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2018

Autorinnen: Daniela Döring, Hannah Fitsch

Seiten: 32 – 37

In Technikmuseen dominiert gegenwärtig das Bild des männlichen genialen Erfinders, Entdeckers und Meisters, dem Frauen als Randerscheinung, Begleitung oder Ausnahme gegenüberstehen. Wird Technik jedoch nicht als Apparat- und Erfindungsgeschichte, sondern als Kulturgeschichte verstanden, lassen sich historische, geschlechtsgebundene und soziale Kontexte, Bedingungen und Ungleichheiten zum Thema machen. Das Forschungs- und Vernetzungsprojekt „Gender Technik Museum“ hat Geschlechterwissen und -politik in technischen Museen untersucht und Interviews mit Expert*innen aus den Bereichen Sammlung, Ausstellung, Vermittlung und Personal geführt, um Kompetenzen, Strategien und Herausforderungen für eine vielfältige, gendergerechte Museumspraxis sichtbar zu machen. Der folgende Beitrag basiert auf dieser Untersuchung.

Büsten in Technikmuseen erzählen meist die Geschichte bedeutender Männer – seien es Erfinder, Stifter oder Wissenschaftler

Im Deutschen Technikmuseum Berlin führt ein weiblicher Comic-Guide durch eine Station der Ausstellung „Das Netz. Menschen, Kabel, Datenströme“.

Das Selbstverständliche vorneweg: Wie für alle Museen gilt auch für Technikmuseen, dass es weder das Museum noch die Museumspraxis gibt. Auch technische Museen sind institutionalisierte Orte, die von Individuen geschaffen und gestaltet werden. Die Ausstellungen erzählen oft mehr über die themenbezogenen gesellschaftlichen Vorstellungen aus der Zeit, in der sie entstanden sind, als dass sie zeitlose und objektive Wahrheiten vermitteln könnten. Heute sind Technikmuseen Bildungsinstitutionen, in denen der Fokus auf lehrreichen erklärenden Aufgaben liegt. Gleichzeitig sollen sie als „Event für die ganze Familie“ und als Edutainment fungieren – also bei aller Information gleichzeitig unterhaltsam sein. Erst die Kritik an Technikmuseen und den davon beeinflussten Veränderungen machte unsere Untersuchung und die hier beschriebenen Ergebnisse möglich, bauen sie doch auf langjährigen Auseinandersetzungen innerhalb der Museen selbst auf. Forderungen wie die, dass das Museum den Besucher*innen gehöre, dass also auf deren Vorwissen, Erfahrungen und Bedürfnisse eingegangen werden muss, zeugen von den vielchichtigen Teilhabe- und Inklusionsbewegungen, die in den letzten vierzig Jahren unsere Gesellschaft und damit auch die Museen geprägt haben. Wie aber lässt sich dieser Anspruch umsetzen, der in einem unserer Interviews wie folgt formuliert wurde:
„Es muss auch Platz für Vielstimmigkeit geben, nicht nur eine Stimme, die spricht. […] Vielschichtigkeit ist ja auch durch die sozialen Bewegungen des letzten Jahrhunderts initiiert worden; die Museen sollten sich dort öffnen, haben es aber nur unzureichend getan.“

(…)