Zur Entwicklung der Briefmarke

Ausgabe

Archiv für deutsche Postgeschichte 1974/02

Autor: Wilhelm Stössel

Seiten: 54-57

Gemessen an der Geschichte der Post, ist die Briefmarke noch relativ jung. Ihr Geburtstag ist der 6. Mai 1840, als die ersten Postwertzeichen in Großbritannien erschienen. Die Vorgeschichte dieser Ausgabe ist recht genau bekannt und hängt eng mit der Postreform von Rowland Hill zusammen. Im Laufe der stürmischen Entwicklung von Industrie und Handel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert zeigte es sich, daß die überkommene Ordnung des Postwesens den Anforderungen nicht mehr entsprach. Schon 1835 rief daher die britische Regierung eine „Kommission zur Abwicklung des Postverkehrs“ ins Leben, der auch Rowland Hill angehörte. Im Januar 1837 veröffentlichte er seine Schrift „Die Postreform, ihre Bedeutung und Durchführung“, die großes Aufsehen hervorrief.

Als Ursachen der mißlichen Lage des Postdienstes bezeichnete Hill die hohen Briefgebühren, die komplizierte Gebührenabrechnung sowie die den Parlamentsmitgliedern und zahlreichen anderen Personen gewährte Gebührenfreiheit. Er forderte die Abschaffung des bisherigen Gebührensystems; die nur nach Gewichtsstufen festgelegte Briefgebühr sollte vom Absender entrichtet werden. Zur Förderung des Massenverkehrs war die Einführung eines billigen Einheitsportos notwendig. Nach harten Auseinandersetzungen wurde Hills Postreform am 17. August 1839 als „Penny Postage Bill“ zum Gesetz erhoben und am 10. Januar 1840 in Kraft gesetzt.

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