
125 Jahre Zeppeline
Wenn es außer dem guten alten Schnurtelefon, der Schreibmaschine, der Nähmaschine, dem Fotoapparat und dem Fahrrad eine technische Erfindung gibt, die mich begeistert, dann ist es das Luftschiff – nach seinem Erfinder auch als Zeppelin bekannt. Es muss schaurig schön gewesen sein, wenn so ein gigantisches fliegendes Etwas sich in die Luft erhob oder am Horizont aufgetaucht ist – und ab dem 2. Juli 1900 konnte das geschehen: Das erste Luftschiff des Grafen Zeppelin startetet am Bodensee.
Das Zeppelinmuseum hat aus diesem Anlass einen Kalender herausgegeben für das Jahr 2025 mit 12 historischen Fotografien des LZ 1. „Sich von der Magie der Luftschifffahrt inspierieren lassen“ – und Informationen erhalten über das Erbe von Ferdinand Zeppelin, so bewirbt das Zeppelin Museum in Friedrichshafen den Kalender. Im Online-Shop des Museums zu beziehen unter webshop.zeppelin-museum.de.
Die Internetseite des Museums widmet sich ebenfalls diesem Ereignis: „Am Abend des 2.7.1900 erhob sich am Bodensee das erste Luftschiff des Grafen Zeppelin. Das erste Luftschiff zeppelinscher Bauart war ein Luftfahrzeug von bisher nie dagewesenen Dimensionen. LZ 1 wurde nach mehrjähriger Planungsphase und Baubeginn im April 1899, in einer schwimmenden Halle in der Bucht von Manzell montiert. Trotz der zweimaligen Verschiebung des öffentlich in der Presse angekündigten Starts waren erneut Tausende gekommen, um dieser Sensation vom Wasser oder vom Land aus beizuwohnen. Etwa 150 geladene Ehrengäste konnten das Schauspiel von Bord des Bodenseedampfers König Karl beobachten. Die erste Fahrt des LZ 1 wurde zwar insgesamt als befriedigend dargestellt, dauerte aufgrund von Problemen mit der Steuerung allerdings nur 20 Minuten.“
Doch die Geschichte ging weiter, und die Begeisterung der Menschen kannte kaum Grenzen: „Nach zweijähriger Pause hatte die Reichshauptstadt Berlin wieder einmal die Freude, ein Zeppelinluftschiff über ihr Weichbild dahinschweben zu sehen.

Postkarte © MSPT
Als gerade um die Mittagsstunde das stolze Schiff aus der Richtung des Anhalter Bahnhofs vom Potsdamer Platz gesichtet wurde, da stockte auf diesem verkehrsreichsten aller Plätze eine Zeitlang der ganze Betrieb: Straßenbahnen und Kraftwagen hielten, Wagenlenker und -insassen, die sonst ängstlich über den Platz hastenden Fußgänger und selbst die den Verkehr regelnden Schutzleute, alles schaute leuchtenden Auges zu dem schlanken, in der Sonne glänzenden Riesenballon empor, der da so ruhig und selbstverständlich über die Leipziger Straße dahin zog“ – so zitiert der kleine Katalog des Bundespostmuseums von 1987 eine Ausgabe der Deutschen Verkehrszeitung aus dem Jahr 1911.


Das Museum würdigte damals den 50. Jahrestag eines Ereignisses, das, nach anderen Abstürzen, die die Begeisterung um den Zeppelin nicht hatten dämpfen können, als „Unglück von Lakehurst“ mit zum Niedergang der Luftschifffahrt beitrug: „Am 3. Mai 1937 trat das Luftschiff LZ 129 Hindenburg mit 97 Menschen an Bord seine 11. Nordamerikafahrt an. Diese Fahrt endete am 6. Mai 1937 mit einer Katastrophe. Bei der Landung in Lakehurst/USA geriet das Schiff (vermutlich durch einen Blitzschlag) in Brand und stürzte ab, es gab zahlreiche Tote. Von den Postsendungen konnten nur wenige beschädigte Exemplare gerettet werden, die dann dem Empfänger (wenn lesbar) zugestellt wurde. Dazu gehört auch ein Brief, der am 5. 5.1937 an Bord des Luftschiffes abgestempelt wurde. Er befindet sich in dem offiziellen Siegel-Umschlag der amerikanischen Postverwaltung, mit dem die Katastrophenpost weitergeleitet wurde und ist heute in der Schatzkammer des Museums für Kommunikation Berlin ausgestellt.


© MSPT
Für die Museumsstiftung Post und Telekommunikation wie für die Zeitschrift DAS ARCHIV spielt besonders die Postbeförderung mit Luftschiffen eine Rolle, und entsprechend finden sich zahlreiche philatelistische Belege und Dokumente zur Flug- und Zeppelinpost in der Sammlung der MSPT, aber auch Fotografien, Postkarten und einige Objekte


Und nicht nur aus Anlass des Gedenkens an die Lakehurst-Katastrophe erschienen vom Museum und der DGPT Beiträge zur Geschichte des Zeppelins. Edwin Allgaier, langjähriger Autor und engagiertes DGPT Mitglied der Region Südwest, schrieb für die Ausgabe 1/1991 ausführlich über die Postbeförderung durch Zeppeline: „Seit 1912 hatten Postdienst und Luftschifffahrt engere Beziehungen zueinander hergestellt“, heißt es in seinem Beitrag. Und weiter: „Die ersten Luftpostbeförderungen mit LZ Schwaben sind unter dem Namen „Postkartenwoche“ in die Geschichte eingegangen. Dabei handelt es sich um die Einlieferung, Stempelung und Beförderung von Postkarten zu Sammelzwecken im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung für die hessische Mutter- und Säuglingsfürsorge unter dem Protektorat der Großherzogin von Hessen und bei Rhein.“ Mittelpunkt dieser Postkartenwoche war Darmstadt, aber auch Frankfurt am Main und Friedrichshafen spielten für die Entwicklung des Luftpostverkehrs mit Zeppelinen eine große Rolle.

Foto: © MSPT
Weitere Beiträge zum Zeppelin erschienen im ARCHIV in der Ausgabe 1/1959 von Ericht Marx: „Im Zeppelin über Länder und Meere“, von Marc Christian Franzkowiak: Ein Luftschiff über dem Stephansplatz in der Ausgabe 2/2009 und zuletzt der Beitrag von Jürgen Bleibler vom Zeppelin Museum über Herstellung der „Haut“ und Hüllen der Zeppeline aus Textil, in Heft 1/2023.

Zeppelin über Frankfurt
Foto: © MSPT

Graf Zeppelin II/ LZ 130
Foto: © MSPT