Haben Sie von WIMA gehört? Wir wissen ja von vielen Kürzeln, wofür sie stehen, von AFN und NBA, von BMW und DFB, von DHL und HTML, von MTA und VHS, aber WIMA? Die Lösung: Es handelt sich um die Writing Instrument Manufacturers Association, und diese wiederum setzt sich verständlicherweise für die Förderung des Schreibens mit der Hand ein. „Die Wahl des Datums fiel aufgrund des Geburtstags von John Hancock auf den 23. Januar. Hancock war der dritte US-amerikanische Präsident und Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung. Auf dieser nahm seine Unterschrift ganze 13 Zentimeter ein, weshalb sein Name fortan in den USA zum Synonym für Unterschrift wurde.“ (www.kleiner-kalender.de)

In der Sammlung der MSPT befindet sich im Archiv das Schreiben einer Persönlichkeit, dessen Unterschrift mit 16 Zentimetern Länge das von Hancock noch übertrifft – leserlicher wird sie dadurch allerdings nicht. Einen Hinweis auf den Schreiber liefert aber der Briefkopf mit „Essen Hügel“ und das Datum von 1942.

Ist heute von Handschriften die Rede, dann handelt es sich vielleicht um eine Meldung aus Marbach, wo das Deutsche Literaturarchiv in seiner Handschriften-Sammlung mehr als 1.400 Nach- und Vorlässe enthält, mit Schreiben schwäbischer Dichter wie Wilhelm Hauff, Eduard Mörike, Friedrich Schiller und Ludwig Uhland, oder den Autoren der Jahrhundertwende, wie Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke und Arthur Schnitzler – und vielen mehr. Eher wahrscheinlich ist allerdings, dass es sich um Klagen über das Verschwinden einer Kulturtechnik handelt, um den „alarmierenden Blick“ auf eine Entwicklung, die die Handschrift durch digitale Kommunikation mit dem Smartphone oder Tablet ersetzt.

Und warum auch nicht? Ist es nicht demokratischer, einfach das Handy vors Gesicht zu halten und dem Gegenüber direkt mitzuteilen, was zu sagen ist? Der VBE (Verband Bildung und Erziehung) ist anderer Ansicht: „Handschreiben ist mehr als das Schreiben mit der Hand, mehr als eine überholte Kulturtechnik. Es hat positive Effekte auf die Gehirnfunktion, löst einzigartige Reize aus und sorgt für die Entwicklung und Vernetzung von Synapsen. Darüber hinaus fördert es Rechtschreibung, Lesekompetenz, Textverständnis und den generellen Wissenserwerb. Kurz: Es legt Pfade im kindlichen Gehirn an, die ansonsten unbeschritten blieben und entfaltet seine Wirkung auf den gesamten Bildungs- und Lernprozess der Schülerinnen und Schüler“ – so der Bundesvorsitzende des VBE, Gerhard Brand.

Als Hauptprobleme ergab eine Befragung „Schwierigkeiten bei der Schreibstruktur, im Tempo des Handschreibens sowie bei der Leserlichkeit“, und diese Mängel wurden durch Corona verstärkt. Eine Organisation, die dem Problem auf den Grund gehen will, ist das Schreibmotorik Institut im mittelfränkischen Heroldsberg, das im Handschreiben eine der nutzerfreundlichsten Formen der Mensch-Maschine-Interaktion sieht: „Es ist direkt, intuitiv, flexibel und kreativ und bietet damit Vorteile gegenüber dem Tippen auf einer Tastatur, dem Wischen auf einem Tablet beziehungsweise Smartphone oder der Steuerung über die Sprache.“ Handschreiben und digitale Technik werden hier als Widerspruch aufgelöst, da etliche technologische Entwicklungen die Handschrift als Eingabemedium nutzen: interaktives Whiteboard, Augmented Paper, Tablet & Stylus Pen, i Drive System und andere mehr. Im Übrigen hat das Institut gute Argumente: „Beim Handschreiben sind 12 Hirnareale aktiv (Planton et al., 2013) und es arbeiten mehr als 30 Muskeln und 17 Gelenke zusammen (Schünke et al., 2005). Zudem wird bei der Verarbeitung von Text in Form von Handschreiben eine motorische Gedächtnisspur im Gehirn angelegt (Longcamp et al., 2011). Das Schreiben per Hand unterstützt somit nachhaltig das Lesen- und Schreibenlernen. Und ganz nebenbei – es kann wirklich großen Spaß machen!

Weitere Informationen unter:

https://www.stiftunghandschrift.de/bereiche/tag-der-handschrift/

https://www.schreibmotorik-institut.com/index.php/de/

https://www.tagderhandschrift.de

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