Jubiläen zu begehen gehört zu den Riten eines Jahres, für die Politik, die Geschichtswissenschaft, in den Medien und überhaupt. Auch für die DGPT suchen wir regelmäßig in Kalendern, Büchern und im Internet nach Ereignissen der Kommunikations-, Post- und Technikgeschichte die sich runden und fragen uns, ab wann Daten als historisch relevant aufgenommen werden sollten in die Jubiläen-Datenbank.

Es gibt auch Kritik an der „Jahrestagisierung“ von Geschichte. Aber „Jahrestage versprechen planbare Öffentlichkeit für historisches Wissen und bieten, insbesondere als institutionalisierte Gedenktage, Staat und Gesellschaft Gelegenheit, innezuhalten. Ob damit stets historischer Erkenntnisgewinn und eine gründliche Selbstbefragung einhergehen, mag hingegen bezweifelt werden. Es gilt, Routinen bis hin zur Erstarrung beim Begehen der immergleichen Gedenktage und Jubiläen vorzubeugen“ – so die Bundeszentrale für politische Bildung, die dem Thema eine Publikation gewidmet hat.

https://www.bpb.de/die-bpb/presse/187536/geschichte-erinnern-gegenwart-gestalten-festvortrag-von-thomas-krueger-zum-abschluss-des-9-diplomatenkollegs-am-24-juni-2014-in-berlin/

Die Essays der bpb-Publikation zu Jahrestagen sind online einsehbar: Frank Bötsch befasst sich in seinem Essay „Im Banne der Jahrestage“ damit, dass öffentliche Themen und Debatten geradezu planwirtschaftlich vorbereitet würden und Städte, Stiftungen und Journalist:innen, aber auch Wissenschaftler:innen mit Kalenderlisten kämpften, „um rastlos Veranstaltungen, Reden und Publikationen zu entwerfen“. Er notiert, dass sogar die Jahrestage der Jahrestage begangen würden, „so wird regelmäßig etwa an die Rede von Bundespräsident Weizsäcker 1985 zum 40. Jahrestag des Kriegsendes 1945 erinnert“, und hat beobachtet, dass die Organisatoren von Jahrestagen, die an Ereignisse erinnern, nun selbst wieder Ereignisse für die Geschichte schaffen. „Recht erfolgreich waren die Event-Agenturen etwa in Berlin 2014, als die „Lichtgrenze“ mit den aufsteigenden Gasballons am Mauerstreifen Menschenmengen anzog“.

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/313636/im-bann-der-jahrestage-essay/

Markus Drüding fragt in seinem Beitrag danach, inwieweit Gedenktage und Jubiläen wirklich eine Gelegenheit zum historischen Lernen darstellen und nimmt zunächst eine lesenswerte und informative Definition konkurrierender Begriffe wie Jahrestage, Gedenktage, Jubiläen und Erinnerungstage vor und geht dann auf deren Funktion zur Identitätsbildung ein.

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/313634/gedenktage-und-jubilaeen/

 

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