Wo kommen eigentlich unsere Briefmarken her?

Die Herstellung von Briefmarken ist seit mehr als 100 Jahren ein traditionelles Tätigkeitsgebiet der Bundesdruckerei, die als Reichsdruckerei am 6. Juli 1879 ihre Arbeit aufnahm. Die Gründung ist eng mit dem Namen des damaligen Generalpostmeisters Heinrich Stephan verbunden, auf dessen Initiative hin zwei ältere Vorgängerbetriebe am 6. Juli 1879 vereinigt wurden: die Geheime Oberhofbuchdruckerei, die im 18. Jahrhundert von Georg Jakob Decker gegründet worden war, der 1763 noch von Friedrich dem Großen das Patent als Hofbuchdrucker erhalten hatte und die Königlich preußische Staatsdruckerei, gegründet 1852. Diese hatte sofort nach ihrer Gründung den Postwertzeichendruck für Preußen von der Deckerschen Druckerei übernommen. Die Reichsdruckerei als Reichsbehörde gehörte zum Verantwortungsbereich des Generalpostmeisters. Zahlreiche ihrer Leiter und leitenden Beamten kamen aus der Reichspost, und auch auf organisatorischem Gebiet war die Reichsdruckerei mit der Reichspost eng verbunden. Diese organisatorische Verbindung erhielt sich bis zur Privatisierung der Bundesdruckerei im Jahre 1994 – als Obere Bundesbehörde war sie dem Minister für Post und Telekommunikation unterstellt.

Andreas Hahn nennt in einem Beitrag über die Bundesdruckerei im ARCHIV Heft 2/2013 schon für das erste Rechnungsjahr der Reichsdruckerei 750 Millionen produzierte Postwertzeichen, für deren Versand in der hauseigenen Schreinerei über 16 000 Kisten hergestellt wurden. 1895/96 waren es bereits zwei Milliarden Postwertzeichen, und im Jahr 1923, zur Zeit der Hochinflation, verbrauchte die Druckerei allein im Februar täglich rund 3 Tonnen Gummierungsmittel für die Markenproduktion.

Inzwischen hat sich das Unternehmen gewandelt von einem „klassischen Wertdruckunternehmen“ zu einem Anbieter hochsicherer Digitalisierungslösungen „für staatliche Kunden und private Unternehmen mit erhöhtem Sicherheitsbedarf.“ Neben Personalausweisen, Reisepässen, Führerscheinen, Geldscheinen und Steuerzeichen sind Postwertzeichen nach wie vor ein wesentlicher Faktor in der Produktpalette; sie werden im Offsetdruck hergestellt und konfektioniert in Rollen und auf Bögen, selbstklebend in Spender-Boxen, in Sets oder in Maxirollen. Effekte wie Glitzer- und Schimmer, Metallicfarben oder Spotlackierung sind ebenfalls möglich, und sogar – bisher nicht oft erprobt, Duftmarken oder optische Effekte.  

Weitere Informationen und Literatur:

https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2019/01/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-7-beteiligungsbilanz-bundesdruckerei.html

Gerd Gnewuch: 100 Jahre Bundesdruckerei, in: Archiv für deutsche Postgeschichte, Ausgabe 2/1979

Andreas Hahn: „Gott grüß die Kunst – 2.0!“ Die Bundesdruckerei in Berlin und der revolutionäre Wandel des Druckgewerbes, in: DAS ARCHIV, Heft 2/2013

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