Das Magazin der Süddeutschen Zeitung brachte im Februar einen Beitrag, der so angekündigt war und entsprechend deprimierend war der Inhalt:

Es ist fast ein bisschen egal, wie emanzipiert eine Frau sich fühlt. Faktisch ist sie es nicht. Ob im Bett, im Büro, in der Notaufnahme oder im Geldbeutel – das Patriarchat ist immer schon da, auch im angeblich so fortschrittlichen Deutschland.

Ein älterer Beitrag des SZ-Magazins zeigt, dass auch an anderer Stelle Nachholbedarf herrscht:

Wer in Deutschland Abitur macht, liest möglicherweise kein einziges Buch einer Frau. Staatliche Bildungseinrichtungen setzen so die Unterdrückung weiblicher Stimmen wissentlich fort. Wie kann das sein?

Ob die im Folgenden genannten Bücher von Frauen Schul-Lektüre sein könnten, müssten andere entscheiden. Aber lesenswert oder wert, angeschaut zu werden, sind sie allemal:

  • Die vergessene Generation von Sabine Bode; ein Buch über die Spuren, die der Zweite Weltkrieg in vielen Familien hinterlassen hat – und über die zu lange geschwiegen wurde. (38. Auflage 2020)

  • Auch Seelische Trümmer von Bettina Alberti handelt von der Nachkriegsgeneration „im Schatten des Kriegstraumas“, von unverarbeiteten und verleugneten traumatischen Erfahrungen und der Möglichkeit, diese auch in den nachfolgenden Generationen zu bearbeiten. (5. Auflage 2013)

  • 9645 Kilometer Erinnerung ist dagegen ein vergleichsweise wortkarges, doch sehr berührendes Buch. Die Fotografin Helena Schätzle ist auf den Spuren ihres Großvaters 9645 Kilometer kreuz und quer durch Osteuropa gereist und hat Menschen getroffen, die damals an den unterschiedlichen Orten lebten, wo auch ihr Großvater war. Eine gelungene Kombination von berührenden Foto-Porträts und kurzen Geschichten der Erinnerung. (Freiburg, 2021)

  • Heteroptera-Das Schöne und das Andere von Cornelia Hesse-Honegger ist nur noch gebraucht im Handel, aber von unverminderter Aktualität. Die Zeichnerin, deren Vorbild Maria Sybilla Merian war, wollte ebenfalls „eine forschende Malerin oder eine malende Forscherin“ werden. Und das wurde sie. Hat einerseits Insektenpanzer gezeichnet als Stoff-Designs, andererseits rund um Atomkraftwerke vor allem Wanzen gesammelt und deren vielfach vorhandene Deformationen präzise gezeichnet und dokumentiert. Sie hat AKWs in Irland besucht, in den USA, in Deutschland, der Schweiz und 1990 auch die Zone rund um das ukrainische Kernkraftwerk Tschernobyl. Es braucht wenig Phantasie, um sich vergleichbare Schäden – verstümmelte Flügel, verkrüppelte Fühler, zerstörte Panzer – am Menschen vorzustellen.

  • Mascha Kaléko: Bewölkt mit leichten Niederschlägen, gesammelte Gedichte, Ausgabe für die Büchergilde Gutenberg, 2020

 

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