Wer sich mit der Post und mit der Geschichte der Post beschäftigt, weiß vielleicht, dass es wichtige Auktionen gibt – Briefmarkenauktionen: Im Herbst vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eines der bekannten Auktionshäuser wie Köhler in Wiesbaden, Gärtner in Bietigheim-Bissingen, Fischer in Bonn oder Felzmann in Düsseldorf eine Auktion abhielte. Die genauen Termine dazu finden sich unter https://www.rund-um-briefmarken.de/briefmarkenauktion/auktionen_versteigerungen_auktionstermine.html

 Schlagzeilen über Rekord-Auktionsergebnisse, die dem Verkäufer für eine winzige Marke fast eine halbe Million einbringen, wie es bei Gärtner vor zwei Jahren der Fall war, bleiben im Gedächtnis. Im Schlosshotel Monrepos in Ludwigsburg wurde eine rote 1-Mark-Briefmarke mit der Aufschrift „Togo Occupation franco-anglaise“ veräußert, laut Gärtner „das wahrscheinlich teuerste Stück der deutschen Philatelie des 20. Jahrhunderts“.

Daneben gibt es aber Auktionen, die ebenfalls mit der Post zu tun haben und selten für Schlagzeilen sorgen: Vielleicht auch, weil sie mit der Unzulänglichkeit des Menschen zu tun haben; der, obwohl schon die Reichspost wie später die Bundespost und auch die privatisierte Deutsche Post nicht müde wurden und werden ihn zu belehren, nicht schafft, seinen Brief, das Päckchen oder Paket mit der richtigen Adresse zu versehen.

„Zurück, aber an wen?“ war denn auch ein Artikel von Björn Rosenau im ARCHIV (Heft 1, 2009) überschrieben, der von der Briefermittlungsstelle in Marburg und ihren Vorgängern handelt. Dort befasst sich das Personal mit Sendungen, auf denen weder ein korrekter Empfänger noch ein Absender angegeben sind, im Postjargon „unanbringliche“ Briefe. Rund 15 000 Sendungen täglich waren es 2009, Urlaubsgrüße, Liebesbriefe oder Einladungen zum Klassentreffen, von der Postkarte bis zum Maxibrief alles dabei.

„Allen Widrigkeiten zum Trotz können die Marburger Mitarbeiter so über 50 Prozent aller Sendungen noch zuordnen, bei Einschreiben oder Wertsendungen liegt die Ermittlungsquote sogar bei über 80 Prozent“, heißt es bei Rosenau. Alle anderen nicht mehr zustellbaren Poststücke würden zwölf Monate aufbewahrt – danach kommt der Reißwolf. „Geld und Wertsachen werden in einer Datenbank erfasst und ebenfalls mindestens ein Jahr lang aufbewahrt. Wenn sich die Besitzer nicht melden, kommen die Fundsachen unter den Hammer. Hierzu werden die Sachen nach Kategorien sortiert in Kisten verpackt, die mehrmals im Jahr versteigert werden. Eine Kiste kann dann zum Beispiel Gartenzubehör wie Heckenschere und Knollen enthalten.“

Was sich noch alles in Sendungen der Post befindet, wissen sie in den Auktionshäusern Weidler mit Sitz am Albrecht-Dürer-Platz 8 in der Nürnberger Altstadt und beim Auktionshaus Wendt in Darmstadt nur zu gut: „Wenn Sie glauben, dass etwas nicht mit der Briefpost (Kompakt- bis Maxibriefe und Warensendungen) verschickt wird: Vergessen Sie das und wundern Sie sich!“, schreibt Wendt auf seiner Internetseite und verweist auf kommende Auktionen. Die Darmstädter versteigern Fundsachen der Fraport AG, also vom Flughafen Frankfurt, der Deutschen Post AG und für Hermes, Weidler versteigert neben Kunst und Haushaltsgegenständen im Auftrag der Deutschen Post und der DHL Hub Leipzig GmbH.

Sechsmal im Jahr finden in Wuppertal die Auktionen statt, rund 40 000 Artikel aus nicht zustellbaren Päckchen und Paketen, darunter Schmuck, Uhren, Münzen, Gold/Silber, Handys, Fotoapparate, Elektronische Geräte, PCs, Fernseher, Bekleidung, Möbel, Alkoholika und vieles mehr – „alles sortiert und vor der Auktion einsehbar“. Ungefähr zwei Stunden vor dem Start einer Paketauktion beginnt die Vorbesichtigung, so ein Bericht im ZDF-Magazin „Hallo Deutschland“ im Oktober 2018. Einige wollen genau wissen, worauf sie bieten und auf keinen Fall die Katze im Sack kaufen, andere finden spannend, ein Konvolut zu erwerben, dessen Inhalt vorher nicht bekannt ist: sie lieben das Überraschungsmoment und hoffen auf einen gewinnträchtigen Inhalt.

Termine für Versteigerungen finden sich auf den Internetseiten der Auktionshäuser:

https://wendt-auktion.de/

https://www.auktionshausweidler.de/de/

 

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