Autorin: Heinrike Paulus

Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Gesellschaft zur Erforschung der Postgeschichte Bayerns empfehlen wir weitere Bücher, die sich mit der Geschichte des Landes befassen.

Unzählige Touristen und Reisende aus Nah und Fern begeben sich in Bayern auf die Spuren der Geschichte des Landes. Der Aufsatzband Eine Reise durch Bayern lädt dazu ein, Bayern und seine vielfältige, weiß-blaue Landesgeschichte etwas anders zu erleben. Von Nord nach Süd, von West nach Ost geht es für die Leser nach Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken, Schwaben, Niederbayern, Oberbayern und in die Oberpfalz, und zugleich quer durch die Jahrhunderte. Die Reiseziele sind eng etwa mit Politik-, Religions-, Kultur-, Wirtschafts- oder Industriegeschichte des heutigen Freistaats zwischen Main und Alpen verknüpft. „Anhand von 23 Beiträgen kann man sich zuerst ins frühe Mittelalter und anschließend ins 19. Jahrhundert entführen lassen, geboten werden Stippvisiten in die frühe Neuzeit, aber genauso in die Zeitgeschichte“, verspricht der Klappentext, der von der Historikerin Katharina Weigand herausgegebenen Publikation.

Und so geht es etwa in die Fuggerstadt Augsburg, zu den Passionsspielen in Oberammergau, zur Landshuter Hochzeit, an Orte, die in die tiefsten Abgründe von Bayerns Geschichte blicken lassen wie der Obersalzberg, aber auch zu Natur- und Technikdenkmälern wie das Walchenseekraftwerk. Klassische Sightseeing-Tipps finden sich allerdings nicht in diesem historisch-wissenschaftlichen Reiseführer. Und so unterschiedet er sich dann doch von seinen bunt-bebilderten Geschwistern, die mannigfaltig die Regale der Buchläden füllen. Bildmaterial findet sich darin ebenfalls nicht. Braucht es auch nicht, denn die Geschichte und Geschichten der Essays, lassen Bilder im Kopf entstehen. (utzverlag 2020).

Dass vieles aus der bayerischen Welt seine Wurzeln in Regionen rund um den Globus hat, erfährt der Leser bei der bayerisch-bunten Lektüre Warum Bayern ein orientalisches Land ist von Kulturjournalist und Historiker Klaus Reichold. Gleichzeitig setzt es ein klares Statement gegen Hass, Hetze und Populismus. Das zeigt sich bereits im Klappentext: „Seine Identität schöpft das Land vor den Bergen daraus, dass es seit Jahrhunderten Menschen, Kulturtechniken und Traditionen aus aller Herren Länder höchst erfolgreich integriert und vereinnahmt.“ So hat das bayerische Bier seinen Ursprung im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Hier waren schon 1800 vor Christus zwanzig Biersorten bekannt. „Und dort verkündete König Hammurapi I. die älteste überlieferte Schankordnung der Welt“, schreibt Reichold. (Edition Luftschiffer 2020)

Auch Frauen-Power hat Bayern vorangebracht. 74 Frauen, die als „Erste“ in verschiedene, von Männern dominierte Bereiche vordrangen, porträtiert die Historikerin Adelheid Schmidt-Thome in „Ich war die Erste. Bayerische Pionierinnen im Porträt“. Von der ersten geprüften Fußballschiedsrichterin bis zur ersten promovierten Mathematikerin. Unbedingt lesenswert! (Allitera Verlag 2022).

Den Neuerungen ihrer Zeit sehr aufgeschlossen war auch die bayerische Herzogin Ludovika (1808-1892). „So lässt sie bei der ersten Möglichkeit ein Telefon im Herzog-Max-Palais installieren“, schreibt der Historiker Christian Sepp. Bekannt ist Ludovika vielen durch die berühmte Sissi-Filmtriologie aus den 1950er Jahren − die nahezu an jedem Weihnachtsfest über die Fernsehbildschirme flimmert. Erscheint sie auf der Filmleinwand als hausbacken oder Heiratskupplerin ihrer Töchter, zeichnen historische Quellen, darunter vor allem Briefe, ein anderes Bild der Persönlichkeit. Bisher befasste sich die historische Forschung nur wenig mit der jüngsten Tochter des ersten bayerischen Königs Maximilan I. Joseph und Halbschwester König Ludwig I. Auch bei der historischen Aufarbeitung über Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837−1896) stand die Mutter nahezu immer im Schatten der berühmten Tochter. 

Aus diesem tritt sie heraus: In der Biographie „Ludovika. Sisis Mutter und ihr Jahrhundert“ porträtiert der Historiker Christian Sepp auf fünfhundert Seiten die bemerkenswerte Frau, aber auch das Europa des 19. Jahrhunderts. Bestimmt war es von Napoleon und dem Wiener Kongress, es plagten Cholerawellen die Menschen, während die Postkutsche von der Eisenbahn abgelöst wurde.  

Die lesenswerte Biografie speist sich aus bisher unberücksichtigtem und unveröffentlichtem Quellenmaterial. Tagebuch-Auszüge, Bilddokumente sowie jene Korrespondenz, die Ludovika erhalten oder selbst geschrieben hat, helfen dem Leser, sich auf eine Begegnung mit der Herzogin einzulassen. (August Dreesbach Verlag 2019).

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