Manchmal fallen mir bei den Recherchen für DAS ARCHIV Archivalien oder Bücher in die Hände, die die Namen und Signaturen der früheren Besitzer noch eingeschrieben tragen und ich frage mich, wer das gewesen sein mag. Oder ich betrachte historische Fotografien in der Sammlung des Museums − ein Kind spielt vor dem Postgebäude am Harras in München in den 1950er-Jahren, ein Briefträger stellt 1990 in Berlin am Kudamm Briefe zu – und frage mich, was geworden ist aus den abgebildeten Personen, wie ihr Leben verlaufen sein mag.

Im Fall von Heinz-Peter Birkner habe ich einfach angerufen. Die Postkarte, die er als Junge an Hans Schuberth, den Minister für das Post- und Fernmeldewesen schrieb, am 30. Dezember 1952 auf der Lyra-Bergwachthütte aus den Skiferien, gehört zum Nachlass Schubert im Archiv der MSTP. Es ist die Schrift eines Kindes, und so würde Herr Birkner wohl jetzt ein älterer Herr sein, und vielleicht noch in Bayern?  

Auch wenn es den Namen öfter gibt, findet sich schnell ein Heinz-Peter Birkner, der passen könnte, im Internet, in einem Beitrag des Münchner Merkur mit dem Titel: „Heinz-Peter Birkner lobt die Fairness heutzutage – „Hau ihn um – das hörst du nicht mehr“.

Und weiter heißt es da: „Ein Zuschauer, der im Hachinger Sportpark die Spiele des Finaltags verfolgte, hat eine ganz besondere Verbindung zum Merkur CUP: Heinz-Peter Birkner ist der Gründer des größten E-Junioren-Turniers der Welt. In seiner Funktion als Verbands-Jugendleiter des BFV war er der Initiator des Turniers und ist für vieles mitverantwortlich ist, was den Merkur CUP ausmacht.“ Auch das Alter des 82Jährigen verrät der Text und, das entnehme ich weiteren Internet-Beiträgen, er wurde vielfach geehrte für sein ehrenamtliches Engagement: „BFV-Ehrenmitglied Heinz-Peter Birkner hat den bayerischen Amateurfußball über 50 Jahre lang geprägt – mit Hingabe, Herzblut und unglaublichem Einsatz.“ Es folgt eine detaillierte Aufzählung seiner Verdienste für den Amateurfußball in Bayern, für die er neben dem Bundesverdienstkreuz am Bande die Verbands-Verdienstnadel in Gold, die DFB-Verdienstnadel sowie die Ehrengabe der Deutschen Sportjugend erhielt.  

Ich finde die Nummer des Herrn im Telefonbuch, rufe an und frage nach der Karte, aber: „Nein, ich habe an keinen Minister geschrieben“, sagt mein Gegenüber am anderen Ende der Leitung, dessen Misstrauen nicht zu überhören ist. Als ich aber den Namen der Hütte nenne und die frühere Adresse wird klar – ich spreche mit dem Schreiber der Ansichtskarte. „Aber das ist so lange her“, sagt er zögerlich und dass seine Mutter ihn wohl bewogen habe, diese Karte zu schreiben.

Einige Wochen später will es wohl der Zufall, dass ich im Archiv für Postgeschichte in Bayern in der Dezemberausgabe 1986, die einen umfangreichen Beitrag über die Münchner Postsparkasse enthält, auf eine Notiz stoße, die den Hintergrund der Postkarte vollends enthüllt und sogar ein Foto des jungen Postsparers zeigt. Demnach ist die öffentlichkeitswirksame Prämierung von Postsparern Teil einer Werbestrategie für den Postspardienst, und ein Telegramm des Ministers Schuberth gehörte genauso dazu wie 100 Mark von der Post, die Heinz-Peter Birkner wohl damals für sein Sparbuch erhielt.  

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