Die SMS einer Freundin, dass „heute früh“, an meinem Geburtstag, ihr Sohn geboren sei, hatte ich viele Jahre lang auf meinem alten Handy gespeichert. Eine digitale Erinnerung an einen schönen Tag, bald 15 Jahre her, und leider beim Austausch des Handys, das an Alterserscheinungen litt, verschwunden. Seither gab es viele einschneidende Ereignisse in meinem Leben und in dem meiner Freundinnen, die ich weder als SMS, noch als Brief, E-Mail oder auf dem Anrufbeantworter gespeichert habe. Die Gefahr, zur Verwalterin der eigenen Kommunikationsgeschichte zu werden, ist zu groß. SMS verschicke ich aber noch, und sie werden so kommentiert: „Du bist die Einzige, die noch SMS verschickt, leg` dir doch WhatsApp oder Telegram zu!“

Inzwischen sind allerdings Museen und Archive durchaus interessiert an diesen ganz persönlichen Kontakt-Belegen. Und ganz besonders wecken die allerersten Zuckungen einer neuen Technik − wie der nicht konservierte Satz „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“, mit dem die Geschichte des Telefonierens begann – Begehrlichkeiten. Das erste Telegramm von Samuel Morse, die erste E-Mail in Deutschland, die Michael Rotert an der Universität in Karlsruhe erhielt. Der Verkauf des NFTs (Non-Fungible Tokens) des Eintrags einer Kopie eines Tweets von Twitter-Gründer Jack Dorsey brachte im März 2021 stolze 2,9 Millionen Dollar ein, der erste Quellcode für das World Wide Web (WWW) von Tim Berners-Lee als NFT dann im Sommer 5,4 Millionen Dollar.

Der gute Zweck heiligt die Mittel: Der Preis, den das NFT der angeblich ersten SMS-Botschaft, die ein Vodafone-Mitarbeiter 1992 zu Weihnachten bekam, erzielte, lag bei „nur“ 107.000 Euro. Ein Pariser Auktionshaus hatte den Wert des NFT eher höher geschätzt – den Erlös immerhin spendete Vodafone dem UN-Flüchtlingswerk.

In Deutschland gilt als Geburtsstunde der SMS der Start des D1-Alpha-Service der Deutschen Telekom auf der CeBIT im März 1994. Dieser ermöglichte das Versenden und Empfangen von Kurznachrichten von bis zu 160 Zeichen. Auf den kurzen Boom folgte mit dem Aufkommen kostenloser Dienste wie WhatsApp ein Absinken der Anzahl verschickter SMS, doch bis die Letzte ihrer Art versteigert wird, kann es noch dauern.

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