Vor einigen Tagen war ich beruflich in Köln in der Nähe des Doms. Dass sich dort „Spaziergänger“ in Scharen aufhalten würden, mit Deutschlandfahnen und überwiegend ohne Mund-Nasen-Schutz, hatte ich nicht bedacht. Ich „floh“ vor der Menge, und beim Passieren eines Bauzauns am Dom fiel mein Blick auf einen Bettler. Er saß weinend auf dem Boden, ein Schild neben sich, einen Pappbecher für Gaben in der Hand. Ich ging hin, fragte ihn, warum er weine und gab ihm Geld für einen Kaffee und etwas zu essen in einer warmen Umgebung. In dem Moment sprach mich jemand an: „Geben Sie dem nichts, der weint nicht echt, das macht der schon seit drei Jahren hier!“ Dann startete ein Disput zwischen den zwei Männern – der bettelnde Mann fühlte sich um sein Einkommen gebracht, der andere bezichtigte den Bettler des Betrugs. Tatsächlich ist „stilles Betteln“ seit 1974 in Deutschland erlaubt, das Vortäuschen von Einschränkungen (Blindheit) nicht.

Die Situation erinnerte mich an ein Ereignis vor einigen Monaten. Ebenfalls dort in Köln vor dem Dom versuchte ein aggressiver Mann, die vor dem Eingang sitzenden weiblichen Bettlerinnen von ihrem Platz zu vertreiben. Sie seien Ausländerinnen und er habe mehr Recht, an dieser „lukrativen“ Stelle zu sitzen. Ein Domschweizer klärte die Situation mit unerwartet klarer Haltung – die Frau konnte bleiben.

Nur zwei Beispiele von vielen. Denn leider ist es so, dass Obdachlosigkeit und Armut zugenommen haben in Deutschland, und gewiss nicht nur in Köln. Bei der letzten Schätzung im Jahr 2018 hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) die Zahl aller Wohnungslosen in Deutschland auf 678.000 geschätzt. Auch die Zahl der Menschen, die ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben, steigt seit Jahren und wird auf weit über 40 000 geschätzt.

Für sie wie für viele andere Menschen mit geringem Einkommen ist es lebenswichtig, dass auch kostenloses Essen angeboten wird − wie bei Armenspeisungen in Klöstern oder anderen Einrichtungen. 947 regionale Tafeln mit über 2.000 Ausgabestellen gab es bereits 2019, Tendenz und Kundschaft steigend.

In Regensburg feierte in dem Jahr die Fürstliche Notstandsküche das hundertjährige Jubiläum. Bis zu 250 kostenfreie dreigängige Mahlzeiten erhalten dort Bedürftige täglich, unter ihnen alleinerziehende Mütter, Studierende, alleinstehende Rentner und auch Kinder in Heimen.

Die Hofbibliothek nahm das Jubiläum zum Anlass, eine reich und farbig bebilderte Broschüre herauszugegeben, in der dieses Engagement des Hauses Thurn und Taxis aufgezeigt wird. Gestartet nach dem Ersten Weltkrieg in einer Zeit großer Not, sei die Hilfe, trotz Sozialstaat, weiterhin ein wichtiger Beitrag für viele Menschen, kommentierte Fürstin Gloria von Thurn und Taxis die Bedeutung der Notstandsküche. Die Beiträge im Buch geben einen Einblick in ihre lange und wechselvolle Geschichte von 1919−2019.

Das Buch ist im Shop der Thurn und Taxis zu beziehen – und mit 95 Seiten deutlich schmaler als „Der große Bildband über Thurn und Taxis“.

https://www.thurnundtaxis.de/shop/buecher-und-medien/

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