Sieben Jahre ist es her, dass wir im Kraftpost-Heft (1/2014) den Boom der Reisebus-Branche beschrieben haben, und Jürgen Bräunlein versuchte, sich Orientierung zu verschaffen auf einem Markt, in den die Königlich Bayerische Post am 1. Juni 1905 eingetreten war: mit dem Linienverkehr auf der Verbindung Bad Tölz – Lenggries. 1906 warb die Reichspost mit der Einweihung von „Deutschlands erster Automobil-Post“ auf der Strecke Friedberg-Ramstadt (Hessen). Mitte der 1970er-Jahre beförderte die Kraftpost in Deutschland unfassbare 435 Millionen Passagiere, ab da schrumpfte die Zahl Jahr für Jahr. Immer mehr Bürger verfügten über ein eigenes Auto und genossen die Vorzüge des Individualverkehrs. Hinzu kam die wachsende Konkurrenz durch die Deutsche Bundesbahn, die mit IC und ICE den Trumpf der Schnelligkeit ausspielte. Reisen im Bus erschien immer unattraktiver.

Das änderte sich mit der Reform des Personenbeförderungsgesetzes von Anfang 2013: Es fiel das Beförderungsmonopol der Bahn, und auch andere (Bus-)Únternehmer durften Liniendienste von mehr als 50 Kilometern Länge anbieten. In Folge drängten zahlreiche Anbieter auf den Markt. Sie hießen „city2city“ oder „Flixbus“ oder „MeinFernbus“, und auch die Post war vorübergehend wieder dabei – mit dem „ADAC Postbus“.

Foto: Margret Baumann, Washington 2013

Screenshot: Greyhound, 30. Oktober 2021

Ebenfalls in dieser ersten ARCHIV-Ausgabe des Jahres 2014 erinnerte die Journalistin Stephanie Griffith aus Washington an eine amerikanische Legende: den Greyhound-Bus. Seit 100 Jahren auf amerikanischen Highways unterwegs, stand das Unternehmen damals vor großen Herausforderungen, auch wenn es eine beeindruckende Geschichte und Zahlen vorweisen konnte. 1.726 Busse fuhren 1935 für Greyhound, Mitte der 1970er gehörten 150 Unternehmen und 55.000 Mitarbeiter zum Windhund-Symbol; allein der Greyhound Express Fracht Service (GPX) setzt über 100 Millionen Dollar um.

Und jetzt das: FlixMobility habe mit Greyhound auch ein Stück US-Geschichte gekauft, und das zum Spottpreis, schrieb Heike Buchter in der ZEIT Ende Oktober 2021 und schloss die Frage an: „Kann das gut gehen?“

Es ist jedenfalls beeindruckend, wie FlixMobility in wenigen Jahren den deutschen und den europäischen Markt überrollt hat und nun auf globalen Expansionskurs geht. Für einen Spottpreis – 172 Millionen Dollar – konnte FlixMobility Greyhound von der schottischen Gesellschaft FirstGroup übernehmen, die vor einigen Jahren noch ein Vielfaches bezahlen musste. Die Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen, die Risiken des Bus-Reisegeschäfts wie des Tourismus generell zu vergrößern. Es wird auch an deren Bewältigung liegen, ob die „tolle Gelegenheit, auf einen Schlag über ein US-weites Netz zu verfügen“ für FlixMobility CEO André Schwämmlein auch langfristig ein Erfolg wird.    

Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, teilen Sie ihn: