Foto: DPDHL Group
Was der Fifa ein Verbot wert ist, ist auf Briefmarken in Europa schon fast Normalität: Das Feiern der bunten Vielfalt der Menschen und ihr friedliches Miteinander. Anfang des Monats hat die Deutsche Post dazu eine neue Marke vorgestellt, die Bettina Walter, seit 2017 für die Post als Designerin tätig, entworfen hat.
© Bettina Walter/Deutsche Post
© Luigi Olivadoti
In der Presserklärung der Deutschen Post betont der Konzern, dass er damit ein „farbenfrohes Zeichen für Antidiskriminierung, Chancengleichheit und Gleichberechtigung“ setzen wolle. Personalvorstand Thomas Ogilvie präsentierte die Marke und kommentierte den Entwurf:
„Wir sind der festen Überzeugung, dass die Verschiedenheit der Menschen im Hinblick auf ihre Herkunft, Anschauungen und Lebensformen eine Bereicherung nicht nur für unsere Gesellschaft insgesamt ist, sondern auch für unser Unternehmen. Für die Deutsche Post arbeiten allein in Deutschland Beschäftigte aus 179 Nationen, deren unterschiedliche Erfahrungen, Fähigkeiten und Sichtweisen zu unserem wirtschaftlichen Erfolg beitragen und die das Erscheinungsbild unseres Unternehmens mitprägen. Wir hoffen, dass unsere Kunden das auch so sehen und dass die bunte, symbolstarke Briefmarke viele Briefe schmücken.“
Die Schweiz war schneller − mit einer Marke des Liechtensteiner Illustrators Luigi Olivadoti, die 2019 verausgabt wurde. Der Grafiker hatte sich mit seinem Entwurf bei einem Wettbewerb durchgesetzt, der für das Design der Marke ausgeschrieben worden war.
Die Royal Mail in Großbritannien verausgabte im Juli 2022 sogar acht Marken, die das 50jährige Jubiläum der Pride-Bewegung im Land in bunten Farben zelebrieren, gestaltet von der queeren Künstlerin Sofie Birkin für die Londoner Brand Agentur NB.
Dem Postal Museum gab die Designerin aus diesem Anlass ein Interview im Rahmen des Formats „Meet the artist“:
„I’m originally from Southend-on-Sea, but I moved to Denver, Colorado about 8 years ago, and have been working full time as an illustrator and muralist for 6 years. My work explores trans-historical narratives of femininity and queerness, focusing heavily on themes of fantasy, community, intimacy and empowerment, in contemporary, dynamic and vivid scenes. My clients have included Apple, Google, Facebook, Planned Parenthood, Nike and The New York Times.“
Designer: Rose Design; illustrations by Catell Ronca. Printer: Joh Enschede en Zonen, © Royal Mail 2005.
Wie sehr sich eine diverse Gesellschaft auch in einer reichhaltigeren und veränderten Küche, Gastronomie und Essgewohnheiten widerspiegelt, dazu erschien in England bereits 2005 die Serie „Changing Tastes in Britain“, die ethnische Stereotype und Vorurteile zum Essverhalten durchbrach.
© Österreichische Post
„Vielfalt in der Einheit“ textete Elvira Barriga für die internationale Agentur Bruce Mau Design bereits vor zehn Jahren für den Ideenwettbewerb „Wertzeichen Europa“ auf ihrer Marke, die am 21. Januar 2013 verausgabt wurde. Die Zeitung „Die Presse“ hatte gemeinsam mit der Österreichischen Post renommierte Gestalter und Designerinnen um Entwürfe gebeten, die europäische Werte aufspüren, neu lesen und visualisieren sollten. In einem Interview äußerte sich die Künstlerin, zu ihrem Entwurf – den die österreichische Post heute vielleicht gestickt herstellen ließe:
In meinem Entwurf beziehe ich mich vor allem auf die faszinierende Vielfalt, die ich auf meinen Reisen durch Europa erlebt habe. In Europa kann ich nach nur ein bis zwei Flugstunden in eine völlig konträre Erlebniswelt eintauchen. Das ist doch unglaublich faszinierend. Wenn ich dazu beispielsweise den Mittleren Westen Nordamerikas vergleiche – ich schreibe diese Zeilen gerade in einem Hotelzimmer in Iowa – dann ändern zwei Stunden im Flieger herzlich wenig, was den kulturellen Kontext betrifft.
https://www.postalmuseum.org/blog/meet-the-maker-sofie-birkin/
https://page-online.de/bild/sowas-gabs-noch-nie-eine-briefmarke-fuer-sexuelle-diversitaet/