Säulenbriefkasten EB 1 und EB 2 sowie Großbriefkasten EB 3 würden überall dort aufgestellt oder angebracht, wo Kasten gewöhnlicher Größe zur Aufnahme der Postsendungen, insbesondere von Drucksachen oder Warenproben, nicht ausreichten, so in den Vorräumen von Postgebäuden und Bahnhöfen oder in der Nähe dieser Gebäude sowie auf verkehrsreichen Plätzen – so ist es nachzulesen im Handwörterbuch des Postwesens, Frankfurt/ Main 1953. Wenn diese Briefkästen quer zur Straße standen und an Stellen errichtet waren, wo man mit dem Auto halten konnte, um mit ausgestrecktem Arm Karten oder Briefe in den Schlitz zu werfen, dann hießen diese Säulenbriefkästen − vielleicht, auf Fotografien aber nicht offensichtlich etwas niedriger als üblich − Autobriefkasten. So nachzulesen auf Fotos in der Sammlung der MSPT aus den 1950er- und 1960er-Jahren.

Georg Ismar erinnerte nun in der Süddeutsche Zeitung im Februar dieses Jahres daran, dass es 25 Jahre her sei, dass die Deutsche Post die Einführung von Autobriefkästen beworben habe. Er tat es mit dem Beweisfoto eines wirklich tiefgelegten Briefkastens in der Heerstraße in Berlin, am Ende des Kaiserdamms, mit Blick auf Siegessäule und den Fernsehturm am Alexanderplatz. „Der Einwurfschlitz befindet sich in 95 Zentimetern Höhe, etwa 55 Zentimeter niedriger als bei normalen Briefkästen. Und er ist zur Straße ausgerichtet, nicht zum Bürgersteig, an den Seiten geschützt durch zwei weiße Poller, damit es nicht zu Unfällen beim Briefeinwurf kommt.“

Foto: DHL Group, um 2000

Tatsächlich gab es um die Jahrtausendwende eine neuerliche Aktion, mit der das Briefe einwerfen attraktiver werden sollte: An 15 Stellen in der Stadt waren sie geplant, die gelben Kästen auf kurzen Beinen. Georg Ismar hat dazu sogar den O-Ton des Präsidenten der Berliner Direktion der Deutschen Post, Manfred J. Helbig, parat: „Mit den Briefkästen für Autofahrer entsprechen wir den Wünschen vieler Kunden“, der Drive-In-Briefkasten sei auf der Höhe der mobilitätsbegeisterten Zeit. Nicht alle der geplanten 15 Autobriefkästen wurden allerdings in Berlin realisiert, und heute gibt es dort nur noch drei. Unter „Lost Things“ verbucht sie denn auch ein Autor im Netz, neben Badekappe, Melodika, Testbild und Stragula. KI aber, die Suchmaschine von Microsoft, ist sich sicher: Es gibt sie noch: „Diese speziellen Briefkästen sind oft an Verwaltungsgebäuden, Zulassungsstellen oder Ämtern zu finden. Sie dienen dazu, Dokumente wie Fahrzeugzulassungen oder -abmeldungen bequem vom Auto aus einzuwerfen.“

Autofahrer beim Einwerfen einer Briefsendung aus seinem Fahrzeug in einen Straßenbriefkasten EB 1 (Autobriefkasten) im Stadtgebiet von Kiel, 1967
Fotograf: Hans-Jörg Kroehnert, Kiel-Pries

Beifahrer beim Einwerfen einer Briefsendung aus einem Fahrzeug in einen Straßen- oder Säulenbriefkasten EB 1 der Deutschen Bundespost
Foto: Lichtbild-Werkstatt Rudolf Stickelmann, Bremen, um 1955

Foto: Hed Wiesner, Bremen, um 1955 

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