Wann, wenn nicht jetzt, ist es an der Zeit sich mit jüdischer Geschichte und mit den Geschichten jüdischer Mitbürger:innen zu befassen? Damit das nun so oft beschworene „Nie wieder“ nicht nur eine leere Parole bleibt, ist es hilfreich sich bewusst zu machen, wie eng der Frankfurter Stadtraum verwoben war mit dem Leben und der Kultur jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Bereits vor vier Jahren startete METAhub Frankfurt, ein vielschichtiges KulturProjekt mit dem Ziel, „gewaltsam verdrängte Geschichten von Jüdinnen und Juden sicht-, hör- und spürbar zu machen“. META steht hier für „Museums, Education, Theatre, Arts – Kultur im digitalen und städtischen Raum“. Als „Intervention in den öffentlichen Raum und Diskurs“ verbinde das Projekt „historisches Wissen mit individuellen Reflexionen sowie künstlerischen Interpretationen“, so die beteiligten Akteur:innen. Über vielfältige Zugänge macht das Projekt Fragmente des jüdischen Kulturerbes im Stadtraum zugänglich und in digitaler wie performativer Form erfahrbar.

Foto: Stefanie Kösling

So wurde im letzten Jahr die Erinnerungskultur an die jüdische Geschichte Frankfurts um einen bedeutenden neuen Ort erweitert: Das Mapping Memories Festival rückte die vernachlässigte Straße An der Staufenmauer ins öffentliche Bewusstsein, deren Verlauf dem der Judengasse entspricht. Erstmals wurde ein historischer Gewölbekeller öffentlich zugänglich gemacht, der im Jahr 1809 unter dem Haus Judengasse 18 errichtet wurde. Mittlerweile hat sich die Stadt Frankfurt entschlossen, ihn anzumieten und den Stadtraum an der Stelle neu zu gestalten, an der sich einst die Hauptsynagoge befand. Im Rahmen des Festivals „Mapping Memories – All together NOW“, dem dritten und vorläufig letzten Festival von METAHub Frankfurt, wird beides nun eingeweiht: der Goldene Apfel wie auch die neugestaltete Passage zur Erinnerung an die Hauptsynagoge.
Über das gesamte Wochenende vom 21. bis 24. März bietet das Festival, das als Kooperationsprojekt des Jüdischen Museums mit dem Archäologischen Museum Frankfurt und dem Künstler*innenhaus Mousonturm stattfindet, eine Fülle an Veranstaltungen, darunter Ausstellungen, Workshops, Konzerte und Podiumsgespräche und, wie bereits bei den vorigen Festivals, Stadtspaziergängen. Letztere eröffnen vor Ort die Möglichkeit, „etwas über die jüdische Geschichte der ehemaligen Judengasse und die die an sie angrenzenden Gegenden zu erfahren – ebenso wie über deren Verdrängung aus dem Stadtraum“, so das Programm.
Über die Stadtgrenzen hinaus nehmen Kunstprojekte auch das benachbarte Offenbach in den Blick – „Was ist heute noch von den Orten zu erkennen, die einst architektonische Zeichen der Teilhabe von Jüdinnen und Juden an der Offenbacher Stadtgesellschaft waren? Können experimentelle digitale Räume und Projekte erinnerungspolitische Beiträge leisten? Künstler:innen sind diesen Fragen nachgegangen und haben Vermittlungsformate entwickelt, die sie nun im Museum Judengasse präsentieren.
Gefördert wird METAhub im Programm „Kultur Digital“ der Kulturstiftung des Bundes, durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain sowie das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main. Die Digital-Performance „Unboxing Past“ der Autorin und Regisseurin Helgard Haug, die sich künstlerisch mit archäologischen Funden der 1938 brutal zerstörten Frankfurter BörneplatzSynagoge befasst, lädt nun dazu ein, einen von 105 Kartons zu öffnen und den akribischen archäologischen Prozess im Umgang mit den Relikten nachzuvollziehen. Dieses Projekt verdankt seine Realisierung der freundlichen Unterstützung durch „experimente#digital“, einer Kulturinitiative der Aventis Foundation. Digitaler Partner des Projekts ist NODE Verein zur Förderung Digitaler Kultur e.V.
Detaillierte Informationen können Sie dem Programm entnehmen; zu den Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich.

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