Im September 1948 erschienen erstmals unter dem Titel Das Beste aus Reader’s Digest die deutsche und die schweizerische Ausgabe einer Zeitschrift im Kleinformat. Der Medienimport, dessen erste Ausgaben der Publizist DeWitt Wallace zusammen mit seiner Frau Lila im Jahr 1922 in den USA „eigenhändig“ versandfertig gemacht haben soll, um sie mit der Post zu verschicken, war auch in Deutschland bald ein Erfolg. Als Rezept dienten ein kompaktes Format, 14 x 19 Zentimeter, Artikel „von bleibendem Interesse“ und der Anspruch, mit den Beiträgen „über den Tag hinaus zu wirken“. Man suche nach Lösungen, statt Probleme zu wälzen oder zu beklagen, wird der aktuelle Chefredakteur der deutschen Ausgabe, Michael Kallinger, im Netz zitiert. Er ist seit über zehn Jahren Chefredakteur der Zeitschrift, leitet außerdem seit 2016 die Buchredaktion und die Öffentlichkeitsarbeit von Reader`s Digest in Stuttgart. „In enger Zusammenarbeit mit seinen internationalen Kollegen sowie dem Redaktionsteam in Stuttgart“, so der Verlag, sorge er dafür, dass die Zeitschriften und Bücher eine lesenswerte thematische Vielfalt böten.

Erfinder DeWitt Wallace, geboren im November 1889 in Minnesota, hatte die Berkeley Universität in Kalifornien besucht und noch wenig Berufserfahrung, als der Erste Weltkrieg ausbrach und er in Europa als Soldat verwundet wurde. Nach der Rückkehr, so beschreibt es die US-Wikipedia-Seite, verbrachte er jede freie Minute in der Bibliothek in Minneapolis auf der Suche nach passenden Beiträgen für eine geplante Publikation: Es sollte ein Magazin mit Artikeln zu breit gefächerten Themen werden, die der besseren Lesbarkeit halber gekürzt werden sollten.

Nur wenige Monate, nachdem DeWitt Lila Bell Acheson, die Schwester eines Bekannten, geheiratet hatte, die von seinem Projekt überzeugt war, erschien im Februar 1922 die erste Ausgabe des Heftes im Taschen-Format. Dass es zum größten internationalen Magazin werden würde, hätte wohl kaum jemand der 1 500 Abonnenten geahnt, die bereit gewesen waren, sich auf das Projekt einzulassen. 

© Reader`s Digest Deutschland

Der Leitartikel der ersten Ausgabe war ein Text von Alexander Graham Bell. Er handelte nicht vom Telefon, aber von der Notwendigkeit, ein Leben lang zu lernen und sich weiterzubilden. „Oberserve! Remember! Compare!“ – Beobachten, Erinnern, Vergleichen, das seien die Grundlagen von Bildung und Ausbildung, schrieb Bell, und entsprach damit dem Geist des Herausgebers, dem „Selfmade-Man DeWitt Wallace“. Reader`s Digest wurde ein Erfolg, und bereits am Ende des ersten Jahres war die Auflage auf 7 000 angestiegen, bald weiter auf 20 000 und explodierte auf über 200 000 im siebten Jahr. An seinem Schreibtisch las „Wally“ rund 40 bis 50 Magazine, aus denen er die Artikel-Auswahl für sein Heft traf, die er sorgfältig „kondensierte“.

Die Kunst der Kürzung, die „Digest-Version“ als „Kern eines komplexen Sachverhalts“ wiederzugeben, war bald nicht nur für das Magazin in Gebrauch: „Diese Kunst der Kürzung wird auch beim Auswahlbuch deutlich, einer der am längsten erscheinenden Buchreihen der Welt. Es enthält in jedem Band vier komprimierte Romane“, so der Medienverband der Freien Presse im Internet.

Foto: Bestbudbrian/Wikipedia

Der „DeWitt Wallace Periodical Room“ (108) der New Yorker Bibliothek, in der Namensgeber Wallace in den 1920ern viele Stunden verbrachte um Artikel zu „kondensieren“, stellt Besuchern zahlreiche Zeitschriften und Zeitungen zur Verfügung.

 

Ab 1935 enthielt das Heft im Taschenformat auch „Original Content“. Wallace startete mit einem Beitrag über Tragödien infolge von Autounfällen. Der Artikel habe eine breite Aufmerksamkeit auf Sicherheitsmaßnahmen im Verkehr gelenkt und sogar die Anwendung von Sicherheitsgurten reformiert, kommentierte ein Autor den Einfluss des Magazins.

Die erste internationale Ausgabe von Reader`s Digest kam schließlich 1938 in Großbritannien auf den Markt, als das Heft monatlich bereits zwei Millionen Mal verkauft wurde. Dann folgten Hefte auf Spanisch, Portugiesisch und Französisch; 1948 startete dann „Das Beste aus Reader`s Digest“ in Stuttgart auf Deutsch. Aktuell, so der Verlag, trete das Monatsmagazin Reader’s Digest, das in 10 Sprachen und in 23 Ausgaben erscheint, „mit dem Anspruch an, das führende Medium der lebenserfahrenen Menschen in der aktiven Mitte unserer Gesellschaft zu sein – als Lesezeitschrift und Ratgeber, informativ und spannend, international und zugleich mit starken lokalen Wurzeln.“

Die Wallaces, reich geworden mit der publizistischen „Digest“-Idee, wurden zu Lebzeiten großzügige Wohltäter und etablierten diverse Stiftungen zur Förderung von Bildung, Ausbildung und Kunst. Hochgeehrt starb DeWitt Wallace im Jahr 1981, seine Frau, an Alzheimer erkrankt, wenige Jahre später.

 

https://dewitt.sanford.duke.edu/the-story-of-dewitt-wallace-an-original-aggregator/

https://www.readersdigest.de/pages/unternehmensseite

https://www.vzhh.de/themen/einkauf-reise-freizeit/abos-werbung/readers-digest-nervt-werbepost

Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, teilen Sie ihn: