Ein Beitrag von Thomas Kahlbom

 

 

Die Studiengruppe Postgeschichte, ein lockerer Zusammenschluss von Philatelisten und postgeschichtlich Interessierten, behandeln Themen, die sonst in der Sammlerwelt und Literatur wenig oder gar nicht berücksichtigt werden. Ihr Wissen und ihre Erkenntnisse veröffentlichen sie in einer Schriftenreihe.

Olaf Beecken ist einer der vielseitig interessierten Philatelisten und Postgeschichtsforscher, und er kann bereits einige Veröffentlichungen vorweisen. Beachtenswert ist seine mehrbändige Publikation „Dokumente von den Kanalinseln zur Festungszeit August 1944 bis Mai 1945“, ein Beitrag zur Geschichte der Endphase der deutschen Besatzung der britischen Inseln. Sein umfangreichstes Werk (304 Seiten) behandelt die Geschichte und die dort verwendeten Stempel der Poststellen II im Bereich der Stadt Harburg (heute ein Stadtteils Hamburgs) und des Landkreises Harburg; es wurde als Heft Nr. 18 der Studiengruppe Postgeschichte veröffentlicht. Auch mit einer weiteren Studie erinnert Olaf Beecken an ein Kapitel deutscher und Hamburger Geschichte.

Während des Zweiten Weltkriegs gab es im Stadtteil Fischbek (bis 1947 Fischbeck geschrieben) ein Kriegsgefangenenlager für französische, belgische und polnische Offiziere. Beecken erzählt in drei Heften die Geschichte der zivilen „Fremdarbeiter“, die in Hamburg eingesetzt wurden. Dabei ist zu beachten, dass unter Fremdarbeitern zum einen Arbeitsmigranten zu verstehen sind, die freiwillig aus dem Ausland in ein Land kommen, um dort tätig zu sein, während – und das war während des Zweiten Weltkriegs der Fall – sie als Zwangsarbeiter gezwungen werden, im „fremden“ Land zu arbeiten.

Ohne die zwangsbeschäftigten rund 500.000 Männer, Frauen und Kinder in Hamburg, im Reichsgebiet insgesamt 8,5 Millionen, wären die Kriegswirtschaft und die Versorgung der Zivilbevölkerung in Deutschland lange vor 1945 zusammengebrochen. Die Behandlung der Menschen war – immer vor dem Hintergrund, dass sie nicht freiwillig tätig waren − sehr unterschiedlich. Belgier, Niederländer und Dänen erhielten als qualifizierte Facharbeiter eine relativ gute Bezahlung und faire Behandlung, bei französischen  Arbeitern war die Behandlung unterschiedlich. Menschen aus Ländern Osteuropas, zumeist Russen und Ukrainer, waren dagegen andauernden Schikanen ausgesetzt – der NS-Staat behandelte sie völlig menschenunwürdig.

 

Im Postverkehr kamen Zwangsarbeiter nicht, wie beispielsweise Kriegsgefangene, in den Vorzug der Gebührenfreiheit, sondern sie mussten ihre Sendungen in die Heimat freimachen. Gleiches galt für Post, die sie erhielten. Und alle Korrespondenzen unterlagen der Zensur.

In alphabetischer Reihenfolge der Lager zeigt der Autor eine Auswahl von Sendungen in die Heimat der Zwangsarbeitenden sowie aus der Heimat in die Lager. Briefumschläge und viele Postkarten, die vorder- und rückseitig abgebildet sind, meistens mit übersetztem Text, aber auch Paketkarten und Mitteilungen des Roten Kreuzes. Hintergrundinformationen und ausführliche Anmerkungen zu den einzelnen Lagern werden gezeigt. Mit diesen Heften hat Beecken ein weiteres Mal philatelistisch und postgeschichtlich wenig beachtetes Material bekannt gemacht und eine philatelistische Lücke in der Hamburger Postgeschichte geschlossen. Für Bibliotheken interessierter Philatelisten und Heimatforscher sind sie sicher eine Bereicherung.

 

Olaf Beecken: Hamburg im II. Weltkrieg – Postbelege der Fremdarbeiter, Teil 1: Franzosen

80 Seiten, DIN A4 mit farbigen Abbildungen, 12,50 Euro, Heft 26 der Studiengruppe Postgeschichte, Hamburg 2022

 

Olaf Beecken: Hamburg im II. Weltkrieg – Postbelege der Fremdarbeiter, Teil 2: Belgier und Niederländer, 100 Seiten, 18,50 Euro, DIN A4 mit farbigen Abbildungen, Heft 28 der Studiengruppe Postgeschichte, Hamburg 2022

 

Olaf Beecken: Hamburg im II. Weltkrieg – Postbelege der Fremdarbeiter, Teil 3: Dänen, Italiener und Osteuropäer, 96 Seiten, 17,50 Euro, DIN A4 mit farbigen Abbildungen, Heft 26 der Studiengruppe Postgeschichte, Hamburg 2022

 

Für Fragen und Bestellungen steht Olaf Beecken unter der Telefonnummer 040 – 796 74 69 zur Verfügung; das Porto für die Heft beläuft sich jeweils auf 2,00 Euro.

 

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