100 Jahre ist es her, dass Rainer Maria Rilke seine berühmten Duineser Elegien vollendet hat. Die ersten der zehn Elegien entstanden schon zehn Jahre zuvor auf Schloss Duino, steil über der Bucht von Triest, wohin sich der Dichter auf Einladung der Gräfin Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe hin zurückgezogen hatte. In den Besitz der an Kunst interessierten Adeligen war der Sitz der Fürsten von Thurn und Taxis, (Torre e Tasso), der sich hoch auf einem Karst-Felsen über dem Meer erhebt, 1893 gelangt. Schon bald, nachdem sie Rilke 1909 kennengelernt hatte, lud sie ihn auf ihr Schloss ein.

„Marie von Thun und Taxis-Hohenlohe war nicht zuletzt eine der reichsten Frauen Österreichs, das Stammschloss ihrer Familie lag in Böhmen, und dort war Rilke ebenso gern gesehen wie in ihrer nicht weniger luxuriösen Etagenwohnung in Venedig, nach dort war es von Duino ja nur ein Sprung“ – so schreibt Norbert Hummelt in seinem jüngst erschienen lesenswerten Buch 1922.

Bei mir hat die Lektüre des Buches 1922 Wunderjahr der Worte – einem Rezensenten zufolge eine „furiose Collage“ vieler folgenreicher „literarischer Urszenen“ − Erinnerungen aus an einen Besuch auf dem Schloss vor etlichen Jahren ausgelöst. Ausgestattet mit einem nagelneuem iPad, das mir auf einer Radtour rund um Triest als Navi und Fotoapparat diente, hatte ich nicht nur, wie wohl Tausend vor mir, durch geöffnete Fenster im Schloss die fantastischen Ausblicke auf das Meer „abgelichtet“, sondern auch die Wandmalerei im Café innerhalb des Schlossgeländes. Vor dem Gemälde, das, ganz Thurn und Taxis, eine Postkutsche zeigte, sorgte ein Kellner, der die Worte „LOVE“ und „DANCE“ auf die Oberarme tätowiert hatte, für Ordnung im Raum und auf den Tischen; bereitwillig posierte der gut gelaunte junge Mann für mich vor dem Wandbild.

Nur noch ein zwei Postkarten wollte ich dann im kleinen Shop am Ausgang des Schlossgeländes kaufen, vielleicht eine Broschüre, vielleicht eines Tages im ARCHIV etwas schreiben über diese Gönnerin aus dem Haus Thurn und Taxis, die Literaten, aber auch bildende Künstler gefördert hat.

Während ich im Ansichtskartenständer stöberte, legte ich der Einfachheit halber mein iPad auf die Stufen, die aus einem Nebenausgang ins Freie führten.

Ein Fehler, wie ich mit Schrecken bemerkte, als ich die zwei Karten bezahlt hatte und meine Tasche dann auf dem Rad verstaut. Wo ist das iPad? Es war weg. Es war gestohlen, und die Suche danach – eine Kollegin in Deutschland konnte per Ferndiagnose feststellen, wo sich der Dieb damit befand – gehört zu den aufregendsten Urlauberfahrungen meines Lebens:

Nachdem die Gendarmen in Duino keine Möglichkeit sahen, mir zu helfen, machten sich etliche Polizisten, bewandert mit neuer Kommunikationstechnologie, aus der Questura in Triest mit mir auf die Jagd nach dem Dieb. Den konnten wir, eingeloggt in mein iPad, am Strand außerhalb der Stadt aufspüren, dann auf einen Parkplatz am Hafen in Triest verfolgen, ehe er, zwei Fahrzeuge mit Blaulicht dicht auf den Fersen, auf der Strecke von Triest nach Monfalcone – nein, leider nicht gestellt werden konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Das Schloss, aber auch die Stadt Triest, kann ich als Urlaubsziele trotz des Verlusts meines ersten iPads wärmstens empfehlen. Feiert doch die Stadt an der oberen Adria in diesem Jahr auf das Werk eines weiteren Poeten – Ulysses von James Joyce. Der Schriftsteller aus Dublin hat es hier ersonnen und begonnen zu schreiben, und die Stadt nimmt das Jubiläum zum Anlass für zahlreiche Veranstaltungen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rilkeweg

https://triest24.com/sehenswertes/schloss-duino-felsennest-und-dichterklause/

https://www.travel4news.at/189022/140-geburtstag-auf-den-spuren-von-james-joyce-durch-triest/

 

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