Von der Morsetaste zum Satellitenfunk

100 Jahre Seefunk in Deutschland

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1998/2

Autor: Detlef Hechtel

Seiten: 47-66

Der zweite Teil des Beitrags ist im Heft 1/1999 (S. 50-66) erschienen.

Die Geschichte der Seefahrt war immer mit großen Gefahren, Entbehrungen und bedrückender Ungewißheit über das Schicksal von Schiff und seiner Besatzung verbunden. Auf See begann eine Reise, über deren Verlauf erst nach der Ankunft in einem Hafen berichtet werden konnte. In Not- und Gefahrensituationen hatten die Besatzungen kaum Möglichkeiten, rasche Hilfe herbeizurufen und auf ihre oft verzweifelte Lage aufmerksam zu machen. Über das Schicksal vieler verschollener Schiffe ist bis auf den heutigen Tag nichts bekannt, und es können nur Vermutungen angestellt werden. Erst die Erfindung der Funktelegrafie und deren Einführung in der Schifffahrt änderten die Verhältnisse grundlegend. Um die Jahrhundertwende begann die außerordentliche Entwicklungsgeschichte der Funktechnik, die zunächst in England und kurz danach im Deutschen Reich sehr bald zu aufsehenerrengenden Ereignissen führte.

Dem deutschen Physiker Heinrich Hertz gelang es in den Jahren 1887/1888 elektromagnetische Wellen experimentell zu erzeugen, auszusenden und zu empfangen. Während seiner Versuche mti elektrischen Entladungen bemerkte Hertz zufällig, daß an einem unterbrochenen Drahtring kleine Funken übersprangen. Mit einem Dipol, der als Sender diente, gelang es Hertz im weiteren Verlauf seiner Versuche, elektromagnetische Wellen zu erzeugen und in einer Entfernung bis zu 20 m zu empfangen. Dies war die Geburtsstunde der Funktechnik. An eine praktische Nutzung seiner richtungsweisenden Entdeckung glaubte Heinrich Hertz indes nicht; auch konnte er den Siegeszug der Funktechnik im nächsten Jahrhundert nicht mehr erleben, denn er starb bereits im Alter von nur 37 Jahren am 1. Januar 1894 in Bonn.

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