„So tapp` ich zum Briefschlitz durch den Flur unwegsam / fall über meinen Dackel Justus auf ein Telegramm. / Ich les` es im Aufsteh`n mit verklärter Mine / Ankomme, Freitag den 13., um vierzehn Uhr, Christine!“

1969, als Reinhard Mey ein Lied schrieb über inneres und äußeres Chaos, in das ihn die telegrafisch annoncierte Ankunft seiner Freundin Christine stürzte, waren Telegramme noch ein üblicher Weg, um kurzfristig Nachrichten zu versenden. Damals war die Telegrafie in Deutschland schon über 100 Jahre alt.

Die erste europäische Morse-Telegrafenlinie verband ab 1848 Hamburg und Cuxhaven. Bald verbreiteten sich die Telegrafie und die Kommunikation via Depesche in der Geschäftswelt und in öffentlichen Einrichtungen, ehe sich ab Ende der 1880er-Jahre Fernsprechstellen als Konkurrenz etablierten. Anrufen war schneller, auch schneller als das Blitztelegramm, das die Reichspost 1922 einführte. Schöner aber und dauerhafter war im Zweifel das Schmucktelegramm, das ab 1926 den Markt eroberte.

In zahllosen Variationen war es in den folgenden Jahrzehnten beliebt, und die Reichspost wie die Deutschen Post der DDR und die Bundespost gaben immer neue Motive zu unterschiedlichen Anlässen heraus.

Heute verstehen wohl die meisten Menschen unter „Telegram“ einen Instant Messaging Dienst, eine der Top 10 Apps der Welt mit über 500 Millionen Nutzerinnen und Nutzern. Und doch gibt es auch noch das Schmuckblatt-Telegramm von der Post. Unter der Webseite https://www.deutschepost.de/de/t/telegramm.html offeriert die Deutsche Post ihr Telegramme-Programm mit bis zu 480 Zeichen. Zugestellt wird der Gruß vom Postboten am auf die Aufgabe folgenden Tag.

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