Schriften interessieren Sie nicht? Aber wussten Sie, dass beispielsweise die Schrift Arial, die seit 1992 „in der Windows-Umgebung“ zur Verfügung steht, beim Druck fast 30 Prozent mehr Tinte verbraucht als Times New Roman? Tinte, zumal Druckertinte, ist ja bekanntlich sehr teuer. Und wissen Sie, dass die Helvetica gewissermaßen die Weltherrschaft hat, was Schriften angeht? Aber auch die feine Frutiger, auf den Euro-Banknoten zu finden, ist sehr beliebt.

Weit mehr über Tinte, Schriften und Bücher weiß das Klingspor-Museum in Offenbach. Bei Buchliebhabern ist das kleine aber feine Offenbacher Museum bekannt für die reichhaltige Fachliteratur zur Buchkunde, Geschichte des Buchdrucks und der Schrift, zur Typographie und Kalligraphie, zu den grafischen Techniken und zur Papierkunde. Diese steht jedem nach vorheriger Anmeldung in der Bibliothek zur Verfügung. In seiner Sammlung beherbergt das Museum neben illustrierten Büchern auch Pressendrucke, Maler- und Künstlerbücher, Schriftmusterbücher, Schriftproben, Handschriften und kalligrafische Blätter. Dazu gibt es ständig wechselnde Ausstellungen – ab 5. Dezember wie jährlich seit 1965 eine internationale Kinderbuchausstellung „Bunte Kinderwelt“. Zur Eröffnung am 1. Adventssonntag sind Kinder und Erwachsene herzlich eingeladen.

Über diese Angebote hinaus betreibt das Museum das ehrenamtlich erstellte Digitale Schriftarchiv. Es wurde einst von Hans Reichardt als Unterstützungsprojekt für das Museum gestartet, und hat sich im Lauf von zwei Jahrzehnten zu einer Datensammlung mit 10.000 Schriftdesignernamen entwickelt.

© Chris Campe

Dass Schriften auch für Briefmarkenentwürfe eine Rolle spielen, zeigt beispielsweise die Umweltschutz-Marke der Gestalterin Chris Campe aus Hamburg aus dem Jahr 2020. Sie hat dafür Worte in überwiegend grünen Farbtönen kombiniert zu einem Gesamtbild, das die Bedeutung des Umweltschutzes für den Gesundheitsschutz zum Ausdruck bringt. „Briefmarken gestalten wollte ich, seit ich im Album meiner Mutter mit großen Augen durch die Geschichte des Grafikdesign en miniature geblättert habe. Meine Mutter pflegt ihr Briefmarkenalbum seit den 1950er Jahren, ich habe schon angemeldet, dass ich es später bitte erben möchte“, erzählt die gelernte Buchhändlerin und studierte Kommunikationsdesignerin auf ihrer Internetseite https://www.allthingsletters.com

„Nur Zweite“ oder „immerhin Zweite“ wurde sie mit ihrem ersten Entwurf einer Marke zu „75 Jahre Vereinte Nationen“, der ebenfalls als Schriftbild gestaltet ist.

© Chris Campe

© Andreas Hoch

Eine Marke von 2019 zur Würdigung der Polizei, initiiert vom Kölner Kommissar Oliver Wolff, gestaltete Andreas Hoch aus Baltmannsweiler genauso als Schriftbild wie seine Marke zu 100 Jahre Volkshochschule.   

© Andreas Hoch

© Christopher Jung

Im Jahr zuvor war es eine 70-Cent Marke zum Gedenken an vier Lübecker Märtyrer, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Der Berliner Professor Christopher Jung (studiojung.com) setzte das Thema sehr wirksam um durch einen beeindruckenden Schriftzug, darunter die Namen der Opfer. 

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