Entwurf: Regina Gebhard, o.J.

Der Telegrammentwurf illustriert die in der DDR – im Unterschied zur BRD − anerkannten Rollen der Frau als Landfrau, Handwerkerin, Mutter und Berufstätige im Bereich Chemie oder Forschung. Dass damit oft eine Mehrfachbelastung einherging, schmälert nicht die Tatsache, dass die Gleichberechtiung der Frauen eher gegeben war als im Westen.

Entwurf: Louis Erich Gruner, 1955

Von den DDR-Telegramm-Entwürfen, die in der Sammlung der MSPT vorhanden sind, stammen, wie auch bei den DDR-Briefmarken, nur sehr wenige von Frauen; ein Katalog der Schmuckblatt-Telegramme der DDR (Günter Zschoppe) nennt die Grafikerinnen und Künstlerinnen Inge Uhlig, Inge Uhlich (?) und Regina Gebhard. Aber, immerhin, im Unterschied zum Westen Deutschlands gab es zu diesem Anlass LX-Schmuckblatt-Telegramme, und wenigstens ein Entwurf einer Gestalterin, von Regina Gebhard in typischer Scherenschnitt-Technik gestaltet, ist vorhanden.

Inge Uhlich zeichnete Kinderbücher, war bekannt für ihre Gestaltung der „Malimo“-Werbung und 1968 schuf sie zwei Briefmarken der Pionierorganisation Ernst Thälmann.  

Regina Gebhard geb. Hein (*1928) studierte zunächst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Mode, danach Grafik; sie illustrierte den Abendgruß beim Kinderfernsehen des DFF, schuf Kinderbücher und war besonders bekannt für ihre Scherenschnittarbeiten.

Illustrationen zum Heinzelmännchen-Buch nach dem Gedicht von August Kopisch, 1987

© SLUB Dresden

Im Friedrichshainer ZeitZeiger, der Geschichten „aus dem Kiez“ erzählt, widmet Dirk Moldt ihr ein Porträt:

„Wie bei vielen DDR-Künstlern blieben auch bei Regina Gebhard nach 1990 die Aufträge weg. War es schlimm für sie? „Eigentlich nicht“, gibt Regina Gebhard freimütig zu. „Ich wurde Rentnerin und musste mich nicht auf die Suche nach Aufträgen machen.“ Sie verspürt auch eine gewisse Scheu, sich in Galerien vorzustellen. „Ich glaube, ich bin da nicht sehr geschäftstüchtig. Diese Welt ist mir einfach zu fremd.“ Nachdenklich fügt sie hinzu: „In der heutigen Ellenbogengesellschaft würde ich wahrscheinlich untergehen.“ Dafür brachte ihr die neue Zeit auch Annehmlichkeiten, wie das Reisen mit zahlreichen neuen Eindrücken und Skizzen, die sie künstlerisch verarbeitete. „Rentnerzeit heißt für mich, Zeit für freie Sachen zu haben.“ Hierzu gehören Collagen, auf die sie sich erst nach Ende ihrer Berufszeit konzentrieren konnte. Sie waren früher einfach nicht gefragt“.

https://fhzz.de/regina-gebhard/view-all/

Interviews mit ihr zu ihrer Ausbildung und ihrer Arbeit dokumentiert die Stiftung Industrie- und Alltagskultur auf ihrer Seite zu „Design in der DDR“. Diese erinnert an das Werk von Gestaltern in der DDR/SBZ und greift dabei auch auf Interviews, Textbeiträge, Fotos und Werkangaben der Gestalter zurück.

https://www.stiftung-industrie-alltagskultur.de/projekte/design-in-der-ddr/interviews/regina-gebhard/

Erich Gruner: Briefmarkenentwurf 1955, Lithografie 1923

Den Entwurf des im Jahr 1955 realisierten Telegramms am Beginn dieser Seite schuf Louis Erich Gruner (1881−1966), ein Grafiker, Maler und Illustrator, dessen vielleicht bekanntestes Motiv das Logo der Leipziger Messe ist. (Der Katalog der Schmuckblatt-Telegramme der DDR schreibt das Blatt Arno Drescher zu). Zudem entwarf er die zum ersten März 1955 verausgabte Briefmarke, die „Frauen unterschiedlicher Hautfarbe“ zeigt.

Gruner studierte Kunst in Leipzig, führte danach ein Künstlerleben mit Aufenthalten in Paris, Belgien und Holland, Reisen nach Spanien und Portugal. In Leipzig bekam er viele Aufträge, war ein bekannter Gebrauchsgrafiker in der Stadt und war künstlerischer Berater des Messeamts, für das er das MM (Mustermesse-Logo) kreierte. In seiner Zeit als Leiter der Leipziger Kunstgewerbeschule (ab 1931) schuf er viele grafische Werke, oft als Mappenwerke zusammengefasst. Gruner war 1939 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung vertreten, gehörte später dem Verband Bildender Künstler der DDR an.

Seine Frau Katharina Gruner, eine Fabrikantentochter aus Leipig, führte nach seinem Tod seine Tagebücher weiter.

Blumengruß-Motive als Telegramm schuf der Maler, Grafiker und Typograf Arno Drescher (1882-1971) für die Deutsche Post. Der Sohn eines Dekorationsmalers studierte Malerei in Dresden, stellte ab 1921 zusammen aus mit Erich Heckel, Oskar Kokoschka, Karl Liebermann. 20 Jahre später wurde er Direktor der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, 1943, bei einem Bombenangriff auf Leipzig, verlor er fast sein gesamtes bisheriges Werk. Drescher stand 1944 in der „Gottbegnadeten-Liste“ des NS-Propagandaministeriums.

Weitere Entwürfe für DDR-Telegramme zum Frauentag, die nicht realisiert wurden, schufen unter anderem Edi Kalista und Horst Oehlke.

Alle Motive © MSPT

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