Webstuhl-Impression DASA, Dortmund

Alle Fotos: Bert Bostelmann

 

Neben der Bearbeitung von Stein und Holz gehört die Herstellung von Stoffen zu den ältesten handwerklichen Tätigkeiten der Menschheit. Frühe Kulturen verarbeiteten Brennesselfasern und auch schon Leinen, das aus Flachs gewonnen wurde, zu Gewebe. Zeugnisse dafür fanden sich bei der Erforschung der ägyptischen Grabkammern, weitere sehr alte Textilien stammen aus dem Kaukasus, andere aus afrikanischen Ländern. „Rindentuch aus Uganda gilt als ältestes Textil der Menschheitsgeschichte, die handwerkliche Herstellung dieses Gewebes wurde 2008 in die Liste der Kulturgüter des immateriellen Welterbes aufgenommen“, schreibt das Missionsmuseum St. Ottilien.

„Kleiderwand“ in der DASA, Dortmund

Eng miteinander verwoben sind die Handwerke Spinnen und Weben, ein Paar wie Huhn und Ei. Was war vorher da? Als ältestes erhaltenes Kleidungsstück gilt das sogenannte Tarkhan-Dress, ein Leinenkleid, das in einem ägyptischen Grab gefunden wurde und über 5 000 Jahre alt ist.

In Europa begann sich, nach der Blüte der Webkunst im Orient, im frühen Mittelalter der Handwerkszweig ebenfalls zu entwickeln. Augsburg, Bielefeld, Laichingen in Württemberg waren einige der „Hochburgen“ der Textilproduktion. „Vielerorts in Deutschland entstanden dann über Jahrhunderte hinweg sogenannte Hauswebereien, die eine zusätzliche kärgliche Erwerbsquelle in Heimarbeit ermöglichten. Das Verlagssystem und Faktoreien waren Partner der Hausweber. Sie gaben die Aufträge und verkauften den Webern das Garn und kauften die fertige Ware zurück. Mit der industriellen Weberei verschwanden die Hauswebereien.“ (Wikipedia)

Weberei und textile Stoffmuster im TECHNOSEUM, Mannheim

 

Webstühle sind in den großen Industriemuseen wie dem Berliner Technikmuseum, der DASA in Dortmund, dem TECHNOSEUM Mannheim und im Deutschen Museum zu sehen, aber auch in vielen Freilichtmuseen und naturgemäß in Textilmuseen gehören sie zu den Attraktionen – vor allem im Vorführbetrieb. Dass bei der industriellen Produktion von Stoffen am Webstuhl „hohe Stressbelastung durch Akkordlohn, hohe Unfallgefahren durch ungeschützte Maschinenteile, extrem hoher Lärmpegel, feuchtes Raumklima, hohe Staubbelastung, Infektionskrankheiten und der Umgang mit Gefahrstoffen“ als „Zutaten“ zu berücksichtigen sind, darauf weist die DASA hin. Denn die Arbeitswelt in der Textilindustrie war durchgetaktet, „bestimmt von der Stechuhr, voller Staub und Strenge. Die DASA-Textilfabrik steht für den Beginn einer Zeit, die durch den Takt der Maschine definiert ist.“

Die Internetseiten verschiedener Textilmuseen geben weiteren Aufschluss über die Geschichte des Webstuhls und der Weberei in Deutschland, und viele Museen bieten in ihren Shops Produkte an, die im Museum entstanden sind.

Einen Überblick über die Textilmuseen gibt Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Textilmuseen.

Einige der Museen aus verschiedenen Regionen und mit unterschiedlichen Schwerpunkten sind im Folgenden genannt.

 

 

Technisches Museum der Bandweberei
Schulstraße 2
01900 Großröhrsdorf

Geöffnet Dienstag, Mittwoch und Donnerstag 14–18 Uhr

  1. und 3. Sonntag im Monat 14–17 Uhr
    Telefon (03 59 52) 48247
    https://www.bandwebmuseum.de

 

Das Museum befindet sich seit 1998 im Fabrikgebäude der ehemaligen Bandweberei J.G. Schurig. Das Highlight sind Vorführungen an voll funktionstüchtigen Webstühlen und Bandwebautomaten. Die Bandindustrie ist in der Region zwischen Dresden und Bautzen ein traditioneller Industriezweig, der auf eine über 340-jährige Geschichte zurückblicken kann.

 

 

Web- und Textilmuseum Loccum

Heide 11

31547 Rehburg-Loccum

Geöffnet von April bis Oktober jeden 1. Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr
Gruppen ab 4 Personen: Ganzjährig nach Vereinbarung

Telefon (0 57 66) 9 43 46

https://www.bws-loccum.de/web-und-textilmuseum.html

 

In einer staatlich anerkannten Blindenwerkstätte hat das begeisterte Sammlerpaar Horst und Doris Sieben im einstigen Blindenwohnheim ein kleines Museum eingerichtet, das am besten im Rahmen einer Führung besucht werden sollte – „immer mit einem Seitenblick auf die Tatsache, dass blinde Menschen früher wie heute mit diesem Handwerk ihr Einkommen bestreiten“.

 

 

Textilwerk Industriekultur erleben in Bocholt

Weberei (Museumsparkplatz)

Uhlandstraße 50

46397 Bocholt
Geöffnet Dienstag – Sonntag sowie an Feiertagen 10 – 18 Uhr

Telefon (0 28 71) 21 611-0

https://textilwerk.lwl.org/de/

 

„Im Herzen eines neuen Kulturquartiers zwischen Bocholter Innenstadt und Aasee liegt das Textilwerk mit Weberei und Spinnerei. Die beiden Standorte des Industriemuseums verbindet eine Brücke über den Fluss Aa. In den imposanten Sälen der historischen Spinnerei Herding erhalten Sie spannende Einblicke in historische und moderne Technik, erleben Modegeschichte und aktuelles Design. In der Weberei erwartet Sie eine Erlebniswelt mit täglicher Schauproduktion an historischen Webstühlen und einem vollständig eingerichteten Wohnhaus mit blühendem Arbeitergarten.“ (Webseite)

 

 

Deutsches Textilmuseum Krefeld

Andreasmarkt 8

47809 Krefeld

Öffnungszeiten während der Ausstellungen:

  1. April bis 31. Oktober Di–So 10–18 Uhr  
  2. November bis 31. März Di–So 11–17 Uhr 

Telefon (0 21 51) 9 46 94 50

 

Das Museum verfügt „über international bedeutendste Sammlungen an historischen Textilien und Bekleidung“ mit „etwa 30 000 Objekten aus allen Teilen der Welt und aus allen Epochen bis zur Gegenwart“. Aus konservatorischen Gründen können Textilien nur temporär ausgestellt werden. Deswegen zeigt das Museum ausschließlich Wechselausstellungen, oft auch mit kunsthistorischem Schwerpunkt – also die Webseite besuchen:

https://www.deutschestextilmuseum.de

 

 

LVR Industriemuseum Textilfabrik Cromford

Cromforder Allee 24
40878 Ratingen

Geöffnet Dienstag bis Freitag 10–17 Uhr

Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–18 Uhr

Telefon (0 22 34) 99 21 555

https://industriemuseum.lvr.de/de/die_museen/ratingen/textilfabrik_cromford/textilfabrik_cromford.html

 

„Fast vollständig ist die frühindustrielle Anlage aus dem späten 18. Jahrhundert erhalten. Die einst erste mechanische Baumwollspinnerei außerhalb Englands ist das weltweit einzige Museum, das die Verarbeitung vom Rohstoff Baumwolle zum fertigen Garn an originalgetreu nachgebauten Maschinen aus dem 18. Jahrhundert zeigt.

Das mächtige, hölzerne Wasserrad, das im 18. Jahrhundert über eine Transmission sämtliche Spinnmaschinen der Fabrik antrieb, liefert der ‚Water Frame‘, der ersten vollmechanischen Spinnmaschine, heute wieder die Energie.“ (Webseite)

 

 

Webereimuseum Sindelfingen
Corbeil-Essonnes-Platz 4
71063 Sindelfingen

Öffnungszeiten Fr, Sa, So und Feiertag, 15−18 Uhr

Eintritt frei

Telefon (0 70 31) 94 357

https://www.haus-der-handweberei.de

 

„Im Haus der Handweberei befindet sich seit dem Jahr 2000 das Webereimuseum der Stadt Sindelfingen. Der Schwerpunkt der Ausstellung ist die soziale Situation der Sindelfinger Weber im ausgehenden 19. Jahrhundert.“ (Webseite)

 

 

tim | Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg
Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS)
Provinostraße 46
86153 Augsburg

Geöffnet Dienstag bis Sonntag 9–18 Uhr

Telefon (0821) 81001-50

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Das Museum zeigt in diesem Sommer vom 24. März bis 22. Oktober 2023 die Ausstellung „COOLNESS – Inszenierung von Mode im 20. Jahrhundert“. Dazu schreibt das Museum: „Das Wort ‚cool“ gehört heute zum täglichen Sprachgebrauch. Doch was oder wer ist eigentlich ‚cool‘? Und was steckt hinter dem Begriff der ‚Coolness‘? Die neue Ausstellung im tim geht dem Phänomen der Coolness als einem Leitmotiv der Mode im 20. Jahrhundert nach.“

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