Heinrich von Stephan hat in Deutschland die Postkarte und die Telefonie eingeführt, er hat für die Postbediensteten eine Unfall-, Kranken- und Altersversicherung initiiert, hat den Weltpostverein gegründet und wurde 1885 vom Kaiser für seine Leistungen geadelt. Seinen Traum, ein Postmuseum zu eröffnen, sollte er nicht mehr erleben: Am 8. April 1897 verstarb der „Staatssecretair des Reichs-Postamts“ und vormalige Generalpostmeister Heinrich von Stephan im Alter von 66 Jahren. Aufgebahrt werden konnte er jedoch im Lichthof des noch nicht fertiggestellten Erweiterungsbaus des Reichspostamtes an der Ecke von Leipziger Straße und Mauerstraße, der als Museum geplant war.

„Theure Trauergemeinde! Zum ersten Male öffnet die Halle, die uns vereint, sich dem Gebrauch“, begann Generalsuperintendent Ernst Dryander, ein Vertrauter des Kaisers in dessen Anwesenheit, seine Trauerrede. „Es war ein Lieblingsgedanke des theuern entschlafenen Mannes, um dessen Sarg wir uns versammeln, in froher Festversammlung die Vollendung dieser seiner Schöpfung, geschmückt mit den Zeugen und Sinnbildern seines Wirkens, zu begehen. Nun ist er aus unserer Mitte abgerufen, menschlich gerechnet, zu früh für die Aufgabe, mit der er betraut war, mitten aus dem rüstigen Schaffen heraus, noch unerschlafft in rastlosem Fortschreiten und Wirken. Nur zu seiner Todesfeier kann dieser Raum sich schmücken.“

Ludwig Dettmann, Gemälde, „Aufbahrung Heinrich von Stephans im Reichspostmuseum in Berlin“
© MSPT

Dryander betont in seiner Rede die Verdienste und den Arbeitseifer des Verstorbenen, seine Virtuosität in der Praxis, vereint „mit der Kenntnis des Fachmanns“ und „der Gründlichkeit des Gelehrten“. „Aus den spärlichen Mußestunden geht er hervor als ein Meister der Sprachen wie der Rede, ein Beherrscher ebenso des abstrakten Gedankens wie der verwickelten Verhältnisse der der lebensvollen Gegenwart.“ Tatsächlich hatte

Der Geistliche schließt mit einem Bibelzitat: „Welch`ein großes Ding ist es um einen großen und klugen Haushalter.“

Weiter Informationen:

Ein umfangreicher Artikel über Heinrich von Stephan (1831−1897) von Jan-Otmar Hesse findet sich in der Zeitschrift „Post und Telekommunikationsgeschichte, Ausgabe 1997/1.

Der Verskunst von Stephans, der unter dem Pseudonym Kurt Rappolt einige Gedichte publiziert hat, widmete sich Norbert Hummelt im ARCHIV 4/2013. Die umfangreichste Darstellung der Person Stephan und seiner Laufbahn bietet der MSPT Katalog Nr. 2: „Kommunikation im Kaiserreich“

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