„Im Geistesverkehr der Welt“ Aby Warburg und die Philatelie

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Beschreibung

„Im Geistesverkehr der Welt“

Aby Warburg und die Philatelie

Ausgabe

Das Archiv 03/2016

Autor: Frank Zöllner

Seiten: 14-21

Der 1866 in Hamburg geborene und 1929 ebendort verstorbene Privatgelehrte Aby Warburg (1866–1929) ist bekannt als einer der führenden Impulsgeber für die Entwicklung der modernen Kunst- und Kulturwissenschaften. Weit weniger bekannt ist hingegen seine Leidenschaft für die Philatelie. Sie wurde erst kürzlich wiederentdeckt und dürfte maßgeblich zu seiner Entscheidung beigetragen haben, gegen den erbitterten Widerstand seiner Familie ein Studium der Kunstgeschichte aufzunehmen – das Fach, in dem er eine lebenslange Aufgabe und Herausforderung sah. Der Blick auf Warburgs Begeisterung für die Philatelie verdeutlicht, welche herausragende Rolle die Briefmarke seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowohl für das Selbstverständnis und den Bildungsanspruch gesellschaftlicher Eliten als auch für die Selbstdarstellung der Nationalstaaten weltweit spielte. Für den Zeitraum bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kann man von einer regelrechten Briefmarkenkultur sprechen, deren Produkte weite Verbreitung fanden, intensiv diskutiert wurden und bisweilen eine ganz erstaunliche Wirkung entfaltet haben.

Leben und Werk Aby Warburgs und damit auch seine Briefmarkenleidenschaft sind gut dokumentiert und wurden bereits von seinen Zeitgenossen kommentiert. Rund 150 Briefe im Warburg-Archiv in London befassen sich mit diesem Thema, der älteste bekannte Beleg stammt bereits vom Juni 1879. Warburg war zu diesem Zeitpunkt knapp 13 Jahre alt, doch begann seine Leidenschaft für die Philatelie wahrscheinlich schon früher. Weitere Belege für diese Sammeltätigkeit finden sich kontinuierlich bis kurz vor seinem Tod. Gleichzeitig gibt es immer wieder Hinweise darauf, dass Warburg die Kinder seiner Verwandten, Freunde und Kollegen in ihrer Sammelleidenschaft unterstützte – nicht zuletzt auch wegen des pädagogischen Nutzens der Philatelie für die Jugend.
In den letzten Lebensjahren wandte sich Warburg dann noch einmal intensiver der wissenschaftlichen Philatelie zu. Mehrere seiner Projekte sind von ihr direkt beeinflusst, darunter der Bilderatlas Mnemosyne sowie sein Entwurf für eine Luftpostmarke im Jahr 19267 und sein Vortrag „Die Funktion des Briefmarkenbildes im Geistesverkehr der Welt“ vom 13. August 1927.

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