Vor 100 Jahren übernahm William Faulkner (1897−1962), der wohl bedeutendste amerikanische Romanautor unserer Zeit, die Leitung der Poststelle der University of Mississippi, die er bis 1924 innehatte. Wie der Autor Karlheinz Schauder in seinem Artikel in Heft 2/2015 über bedeutende amerikanische Schriftsteller erwähnte, versah Faulkner diesen Posten in seinen drei Dienstjahren mehr schlecht als recht. „Dies war eine Stelle als Posthalter, bei der er für den Schalterdienst, die Beförderung der abgehenden und die Zustellung der eingegangenen Sendungen zuständig war“, heißt es bei Schauder. „Er versäumte es, abgehende Post zum Bahnhof zu bringen und soll gelegentlich sogar Sendungen in den Müll geworfen haben. Er las die eingegangenen Zeitschriften, bevor er sie den Beziehern brachte, und ging gelegentlich Golf spielen, anstatt die Briefe zuzustellen. (…) Während der Schalterzeit las er Romane oder schrieb eigene Novellen, spielte Bridge oder Mahjongg mit Freunden, die er als Teilzeitkräfte eingestellt hatte. Im Übrigen kam er fast immer zu spät zum Dienst, um ihn danach auch vorzeitig zu beenden. Trotz zahlreicher Beschwerden konnte er sich drei Jahre in dieser Position halten. Als schließlich zwei Inspektoren der Post erschienen, um die Vorwürfe zu untersuchen, willigte Faulkner ein, freiwillig den Dienst zu verlassen. Das National Postal Museum in Washington zitiert die amerikanische Autorin Eurdoa Welty, die sich den späteren Nobel- und zweifachen Pulitzerpreisträger im Postdienst so ausmalte: „let us imagine that here and now, we’re all in the old university post office and living in the ’20’s. We’ve come up to the stamp window to buy a 2-cent stamp, but we see nobody there. We knock and then we pound, and then we pound again and there’s not a sound back there. So we holler his name, and at last here he is. William Faulkner. We interrupted him (…) When he should have been putting up the mail and selling stamps at the window up front, he was out of sight in the back writing lyric poems.“

Die Briefmarke mit Faulkners Porträt, verausgabt von der US-Post im Jahr 1987, gestaltete Bradbury Thompson nach einer Vorlage von Murray L. Goldsborough.

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