Vom Zufall in die Hand gespült. Kleine Geschichte der Flaschenposten

Autor: Eva Apraku

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Sommerfrische und Raketen.

Die Insel Usedom im Spannungsfeld der Geschichte

Schneeweiße Strände, hochherrschaftliche Villen – und ein einstiges Speergebiet mit höchst problematischer Vergangenheit prägen die Ostseeinsel Usedom. Der Tourismus bringt jährlich Millionen Besucher hierher, wo schon im frühen 19. Jahrhundert der Badebetrieb begonnen hat. Usedom boomt. Über 2 000 Sonnenstunden, das zählt die Usedom Tourismus GmbH auf ihrer Website auf, habe es im vergangenen Jahr gegeben. Und 5,4 Prozent mehr Gästeankünfte als im Rekordjahr 2014, als bereits knapp fünf Millionen Gäste kamen. Die Urlauber lieben die ewig langen Strände mit dem feinen Sand, das gesunde Reizklima und natürlich das mondäne Ambiente, in dem man sich wenigstens für ein paar Tage wie einst der Adel oder privilegierte Mitglieder von Banken
und Großindustrie fühlen kann, die auf Usedom ihre Sommerfrische verbrachten.

Autor: Eva Apraku

Vom Zufall in die Hand gespült.

Kleine Geschichte der Flaschenposten

Ausgabe

Das Archiv 02/2016

Autor: Jürgen Bräunlein

Seiten: 6-13

Als Christoph Kolumbus im Jahre 1493, und damit ein Jahr nach der Entdeckung Amerikas, in Seenot geriet, steckte er seine Reiseberichte in ein von innen geteertes, also wasserdichtes Holzfass und warf es über Bord. Der tapfere Mann überlebte den Seesturm, doch das Fass, das ihm als überdimensionale Flaschenpost dienen sollte, wurde bis heute nicht gefunden. Das ist schade, doch umgekehrt wäre es schlimmer gewesen.
Nie wird man wissen, wie oft in der stürmischen Frühzeit der Seefahrt im Fall von drohenden Schiffskatastrophen Passagiere Hilferufe ins Meer geworfen haben.Wurde die Flaschenpost entdeckt, war es meistens schon zu spät. Allerdings konnte dadurch manches Mysterium nachträglich gelüftet werden. So jedenfalls im Jahr 1956, als sich Martin Douglas aus Florida eines Morgens von seiner
Frau Alice verabschiedet, um mit seinem Kajütboot zum Angeln hinaus aufs Meer zu fahren. Der Abschiedskuss ist nicht mehr als das übliche eheliche Ritual, doch diesmal kommt der Mann nicht zurück. Sämtliche Suchaktionen bleiben erfolglos. Ein gutes Jahr verstreicht, dann wird am Strand von Sydney in Australien, also rund 15 000 km Luftlinie von der Heimat des Verschollenen entfernt, ein angeschwemmtes Marmeladenglas entdeckt. Darin steckt eine Nachricht für Mrs. Alice Douglas, wohnhaft in Miami. Mit klopfendem Herzen liest dieWitwe die Botschaft: „Zweifelsohne wunderst du dich über meinen Verbleib. Ich wurde aufgrund eines Motorversagens aufs offene Meer hinausgetrieben.“ Der Notiz liegt ein Scheck bei, auf dessen Rückseite ein Testament geschrieben steht.

Ebenfalls bewegend, wenn auch auf andere Weise, ist die Geschichte der hochbetagten Daisy Alexander, die am 20. Juni 1937 in London eine fest verkorkte Flasche mit ihrem Testament in der Themse versenkt. Sie ist eine Tochter des Nähmaschinenherstellers Singer, selbst kinderlos, und sie findet offenbar die Idee reizvoll, dem Finder der Flasche ihr nicht eben unerhebliches Vermögen zu vermachen. Der Glückspilz ist ein Restaurantbesitzer, der das wertvolle Treibgut 12 Jahre später in San Francisco entdeckt. Da das Testament notariell nicht beglaubigt ist, kann er allerdings nur die Hälfte des Erbes vom Singerkonzern einklagen. Das ist keine Tragödie: Es sind immer noch sechs Millionen Dollar.

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