Beschreibung
Straßenfeger Rundfunkgeschichte
Das Radio- und Telefonmuseum Wertingen
Es ist kurz vor drei an einem frühlingshaften Sonntagnachmittag im schwäbischen Wertingen. Am Marktplatz füllen sich Cafés und Eisdielen, junge Familien stürmen an die Tische draußen. Zwei Ecken davon entfernt wird es auch in einem kleinen abgedunkelten Saal immer enger, bald müssen die ersten Besucher sich mit einem Stehplatz am Ende des Klassenzimmers der ehemaligen Berufsschule an der Fèrestraße begnügen. Im Freien scheppert aus dem Lautsprecher eines Lokals Discomusik, im Vortragssaal ist es mucksmäuschenstill, als der erfahrene Fernmeldetechniker Robert Riedel zu seinem Vortag über „Wanzen und Minispione“ ansetzt.
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Otto Killensberger, einer von acht ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich für das Radiomuseum einsetzen, inmitten der Schätze des Hauses. Mit Schlangenleder verkleidet ist das edle Kofferradio aus den 1950er-Jahren
Foto: Günter Stauch
Benachbarte Orte, aber doch zwei grundverschiedene Welten. Die Frage, wer sich an einem Sonntag bei dieser Wetterlage freiwillig einem einstündigen Referat über die Geheimnisse der Abhörtechniken, über Wanzen in Schreibtischlampen und Richtmikrofone am Schaufenster ausliefert, ist allerdings schnell geklärt: Frauen und Männer aller Altersgruppen, Fernmeldeexperten wie ahnungslose Laien, ehemalige Telefonistinnen und langjährige Hobbyfunker treffen sich im Radiomuseum
von Wertingen. Was vor einem halben Jahrzehnt mit einer Schenkung von einigen Dutzend alter Rundfunkgeräte an die Stadt mit knapp 9 000 Einwohnern begann, hat sich in beispielloser Weise zu einem gefragten Anlaufpunkt entwickelt; selbst die Initiatoren und Mitarbeiter der kommunalen Einrichtung können ihren Erfolg kaum fassen. Die acht ehrenamtlichen Betreuer und ein halbes Dutzend Experten aus ganz Schwaben wirken als Referenten mit ihren regelmäßigen Themen mittlerweile wie Straßenfeger und garantieren jeweils volle Säle.
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