Altes Holz und neuer Lack. Postkutschen aus der Sammlung der MSPT

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Beschreibung

Altes Holz und neuer Lack

Postkutschen aus der Sammlung der MSPT

Ausgabe

Das Archiv 4/2010

Autor: Margret Baumann, Hans-Jörg Siepert

Seiten: 81-89

Postwagen und Kutschen prägten annähernd vier Jahrhunderte lang das Straßenbild in Deutschland. In der Brief- und Paketzustellung sowie für Reisen im In- und Ausland waren sie im Gebrauch. Und obwohl seit 1840 das Eisenbahnnetz ausgebaut wurde, reisten bis zu den Anfängen der Kraftpost noch Millionen Menschen mit der Pferdepersonenpost. Der Zahlenspiegel der Deutschen Reichspost gibt Auskunft über die Entwicklung ab 1870, als die Reichspost 1801 Personenposten unterhielt und die Zahl der Fahrgäste mit 5,8 Millionen angegeben wurde. Diese stieg im Jahr danach noch etwas an, um aber in den folgenden Jahren stetig zu sinken. Die Konkurrenz durch die Eisenbahn, aber auch das Reichspostgesetz vom Oktober 1871, das die Beschränkungen für Privatfuhrwerke zur Personenbeförderung aufhob, ließ die Zahl der Fahrgäste sinken auf 0,9 Millionen im Jahr 1911.

ach dem I. Weltkrieg, verstärkt ab Mitte der 1920er-Jahre, begann die Reichs post ihre Kraftpoststrecken als Fremdenverkehrsangebote zu bewerben. 8,8 Millionen Passagiere zählte man im Jahr 1924, der Höchststand von 243 Millionen war im Rechnungsjahr 1943 erreicht. Parallel wurden, nachdem schon 1919 die Extrapost eingestellt worden war, ab 1925 die meisten Pferdepostwagen durch Kraftfahrzeuge ersetzt. In der Brief- und Paketbeförderung blieben aber einige Kutschen im Einsatz, in ländlichen Gegenden sogar vereinzelt bis Mitte der 1950er-Jahre.

Die Museumsstiftung verfügt über einen einmaligen Bestand von 48 Postkutschen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, darunter Personenpostwagen, Güterpostwagen, Karriolpostwagen, Paketzustellwagen, Landbriefträgerwagen und Postschlitten. Die Fahrzeuge stammen aus unterschiedlichen Regionen und Zeiten und sind nur teilweise im Originalzustand erhalten. Überwiegend tragen sie Spuren mehr oder weniger sachgerechter Restaurierung aus verschiedenen Jahrzehnten. So bezeugen die Fahrzeuge nicht nur die Handwerkskunst ihrer Entstehungszeit, sie belegen auch die weitere Entwicklung von Technik und Material. Bei vielen Kutschen und Omnibus-Postwagen wurden die ursprünglichen Polsterstoffe der Sitze, das Leder, Wachstuch und Leinen der Innenausstattung, das Leder des Verdecks und das Schoßleder zum Schutz des Kutschers durch Kunststoff ersetzt. Auch dass die Fahrzeuge, die in den Oberpostdirektionen beheimatet waren, im 20. Jahrhundert in den Kfz-Werkstätten der Post gewartet wurden, blieb nicht ohne Folgen.

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