Karge Zeiten

Diebstähle bei der Post 1950/51

Ausgabe

Das Archiv 4/2010

Autor: Isabell Koch

Seiten: 67-71

„Wir müssen also von der Tatsache ausgehen, dass Post gestohlen wird, und zwar in Mengen. Die Frage ist: Wer, wie, wo und wann. (…) Das Loch muss also an einer Stelle sein, wo die Post die Sendungen nicht in Gewahrsam hat. Sie wissen schon, welche Stelle ich meine.“ Im Film „Einschreiben aus USA“ aus der ZDF-Serie „3 Briefe“, gesendet im Jahr 1967 und mitfinanziert von der Deutschen Bundespost, ist es kein Postmitarbeiter, der gestohlen hat. „Die Post verliert doch nichts!“, meint eine junge Stewardess, die dem Opfer im Film zu Hilfe eilt. Die Realität sieht und sah auch damals anders aus. Seit ihrer Einrichtung am 1. April 1950 hatte die Post mit Gegnern zu kämpfen, die das ausgeklügelte System des Waren- und vor allem Geldaustauschs anzuzapfen versuchten, und nicht selten waren das Mitarbeiter aus den eigenen Reihen. Das wurde natürlich vonseiten des Staatsunternehmens nur ungern publik gemacht.
Ein kurzes Schlaglicht auf die ersten Jahre der Bundespost-Ära werfen Archivalien aus dem Besitz des Museums für Kommunikation Frankfurt. Diese wenigen, damals zum Teil vertraulichen Mitteilungen der Oberpostdirektion Frankfurt an die Ämter des Bezirks ermöglichen einen Blick auf die ersten beiden Jahre der DBP, die noch von den Auswirkungen des Krieges gezeichnet sind.

Die Währungsreform von 1948 gilt heute als der Beginn des deutschen Wirtschaftswunders, aber Anfang der 1950er-Jahre führte sie zunächst nicht zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensverhältnisse. Zwar konnten die Grundbedürfnisse besser gedeckt werden als noch in den Jahren zuvor, aber alle, auch die Angestellten der Bundepost, mussten Abstriche bei ihrer Arbeit machen.

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