Beschreibung
Altes Haus mit neuen Aufgaben
Eine Bildstrecke zu Telefonzellen und Fernsprechhäuschen
Anfang des Jahres war es Thema in vielen Zeitungen, vor allem in Berlin und Umgebung: Die Telekom hat den Verkauf von Telefonzellen freigegeben. Ein TelH78 in Gelb, das erste Kunststoffhäuschen überhaupt, kostet 450 Euro, das TelH90 in Magenta ist schon für 100 Euro weniger zu haben. Rund 3 000 der Zellen stehen mitten im Wald auf einem Gelände des Fernmeldezeugamts Berlin, Außenstelle Potsdam, das nicht öffentlich zugänglich ist. Es sei denn, jemand möchte sich „seine“ neu erworbene Telefonzelle abholen. Ansonsten sind dort Mitarbeiter der Telekom damit befasst, nicht mehr funktionstüchtige Technik auszubauen und auszutauschen, kaputte Glasscheiben auszuwechseln oder den alten Lack zu erneuern. Die Menschen, die sich privat dafür interessieren, verbinden entweder persönliche Erinnerungen mit den Miniatur-Häuschen oder nutzen sie in Innenräumen von Büros oder Wohnungen, um darin ungestört zu telefonieren – mit dem Handy. „Sie sind vom Aussterben bedroht“, heißt es, wenn von der ständig schrumpfenden Anzahl der Zellen die Rede ist – rund 40 000 waren es noch im vergangenen Jahr. Dank Smartphone-Boom sind es jährlich Tausende weniger; zudem sind moderne Fernsprechsäulen sowieso besser gewappnet gegen Vandalismus und sie sind schneller zu reinigen. Die Wartungskosten von rund 100 Euro im Monat lohnen sich nur an belebten Plätzen wie den Hauptbahnhöfen in größeren Städten.
Zentrale Stellen in einer großen Stadt waren es auch, an denen im Jahr 1881 die ersten öffentlichen Sprechstellen eingerichtet wurden − in den Postämtern Unter den Linden und am Leipziger Platz in Berlin. 50 Pfennig kostete der Fernsprechschein, für den man fünf Minuten lang ungestört in der Zelle bleiben durfte. 1899 wurden dann erste Fernsprechautomaten aufgestellt: Für 10 Pfennig wurde mit dem „Groschentelephon“ der Kontakt zur Vermittlungsbeamtin hergestellt, die mit geschultem Ohr die Echtheit der Münze am Klang erkannte und die Vermittlung vornahm. 1930 betrug die Zahl der öffentlichen Sprechstellen mehr als 60 000, davon 1 600 auf öffentlichen Plätzen und Straßen. Allein in der Halle des Hamburger Hauptbahnhofs standen 17 Stück. Die Zeiten, als das „Fasse Dich kurz“ das Tempo öffentlich geführter Telefonate bestimmte, waren dann spätestens in den 1970er-Jahren vorbei, als neue Leitungen verlegt und im Interesse der Post auch zu nutzen waren – „Ruf doch mal an“. Einen eigenen Telefonanschluss hatten aber längst noch nicht alle Haushalte, und das Häuschen war für viele nicht nur unterwegs die einzige Möglichkeit, Telefongespräche zu führen. So ging auch „Ekel Alfred“ in der Fernsehserie Ein Herz und eine Seele regelmäßig zum Telefonieren auf die Straße, verteidigte „sein“ Telefonhäuschen gegen andere und ließ sich sogar dort anrufen. Auch Teenager, Verliebte und Arbeit Suchende schätzten den einen Quadratmeter öffentlicher Privatsphäre unter gelbem Dach − ab 1992 auch in Magenta und Grau.
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