Das Netz vergisst nichts. Oder? Wird das flüchtigste aller Medien zum umfassendsten Archiv aller Zeiten?

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Beschreibung

Das Netz vergisst nichts. Oder?

Wird das flüchtigste aller Medien zum umfassendsten Archiv aller Zeiten?

Ausgabe

Das Archiv 3/2010

Autor: Bernd Flessner

Seiten: 82-89

Immer wieder nimmt sich der britische Assyriologe George Smith (1840–1876) die Tontafeln vor, die seit 1840 im British Museum in London liegen. Eine Ausgrabungsexpedition hat sie aus Ninive im Norden des heutigen Irak mitgebracht. Eigentlich ein Haufen Trümmer, der sich jedoch wieder zusammenpuzzeln und entziffern lässt. Nach und nach wachsen unter den Händen von George Smith, einem Autodidakten, die Bruchstücke zu lesbaren Textfragmenten zusammen. Sie stammen allesamt aus der Bibliothek, die der assyrische König Assurbanipal (685–631/627 v. Chr.) aufgebaut hat. Mit mehr als 25 000 Tontafeln war sie die größte Bibliothek ihrer Zeit. Der Fleiß des Assyriologen wird bald belohnt. 1872 kann George Smith mit einer Sensation aufwarten. Die von ihm übersetzten Tafeln, in Keilschrift geschrieben, sind Teil des ältesten bekannten literarischen Werkes der Welt, des Gilgamesch-Epos, das vor rund 4 300 Jahren entstand. Es handelt vom Leben und den Abenteuern des sumerischen Königs Gilgamesch und berichtet unter anderem auch über die in der Bibel erwähnte Sintflut. Das öffentliche Interesse ist so groß, dass der Daily Telegraph dem Übersetzer eine eigene Expedition nach Ninive spendiert, um weitere Tontafeln aufzuspüren. Man will einfach mehr über die Geschichte der früheren orientalischen Hochkulturen wissen.

Smith und seine Nachfolger werden tatsächlich fündig. Sie entreißen dem Sand so viele Tontafeln, dass die heutigen Assyriologen im British Museum noch immer damit beschäftigt sind, Bruchstücke zusammenzufügen und Texte zu übersetzen. Die meisten handeln von Zaubersprüchen und magischen Ritualen, die für das Leben der Menschen von großer Bedeutung waren. Aber hier und da stoßen die Wissenschaftler dann doch auf Daten von Schlachten und anderen historischen Ereignissen, die helfen, die Lücken der Geschichte des Assyrischen Reiches zu schließen.

(…)

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