Bleibt Saubermachen Frauensache?

1,99 

Kategorien: , ,

Bewertungen

Es gibt noch keine Bewertungen.

Schreibe die erste Bewertung für „Bleibt Saubermachen Frauensache?“

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Denn alle Lust will Ewigkeit

Bleibt Saubermachen Frauensache?

Ausgabe

Das Archiv 1/2013

Autor: Corinna Engel

Seiten: 40-45

Putzen, so das Fazit einer Studie des württembergischen Unternehmens Vileda, ist eine hochgradig kultursensible Tätigkeit und in höherem Maße Teil der kulturellen Identität als beispielsweise der Umgang mit High-Tech-Produkten. Ob Kehrblech, Flachwischer oder Fransenmopp, ob Mikrofaser- oder Baumwolllappen, ob mit viel Chemie oder umweltschonend gereinigt wird – was Putztechniken angeht, herrscht globale Vielfalt. In Skandinavien werden Böden aus Holz oder PVC mit wenig Wasser und wenig Chemie und zudem eher selten gereinigt. In Spanien dagegen, wo überwiegend Steinböden sauber zu halten sind, wird mit viel Wasser und aggressiven Bleichmitteln geputzt. Und in Deutschland löst das Mikrofasertuch den guten alten Putzlappen ab. Weltweit gleich ist allerdings dies: Zuständig für das Putzen sind eher Frauen. Männer beschäftigen sich zwar gern mit der Anschaffung von Haushaltsgeräten und sie bringen den Müll weg, aber der Zeitaufwand für Hausarbeit, exklusive Kochen, ist insgesamt weit geringer als der von Frauen.
Putzen ist/bleibt Frauensache!“ bestimmte denn schon der Trainer in einem Schulungsfilm der Deutschen Bundespost, der in den 1970er-Jahren gedreht wurde. Der Film sollte die angestellten Reinigungskräfte der Post in neuen Wischtechniken und in der Handhabung moderner Apparate unterweisen. Im Verlauf der Handlung begleitet ein Moderator eine ältere und zwei jüngere Frauen und kommentiert ihre Reinigungspraktiken. Er erklärt die Funktion der neuen Geräte, die von den jüngeren Damen − in modisch kurzen Kittelschürzen – mühelos gehandhabt werden. Nur Frau Meier trägt die Schürze länger, und ihr, die noch auf dem Boden kniet beim Wischen, gilt das Hauptinteresse des Trainers. Sie muss er ermutigen, ihr die Scheu nehmen vor den neuen Maschinen − und so ihre Effizienz steigern. Augenzwinkernd wendet sich der Moderator gleich zu Beginn des Films an das Publikum und vertraut ihm an, dass er seine liebe Not habe mit der Frau, denn Frau Meier wehre sich gegen alles Neue und betreibe beim Saubermachen einen unnötigen Kraftaufwand: „ Es ist zum Verzweifeln mit Frau Meier.“ Dabei könnte sie alles „leichter, einfacher und – h y g i e n i s c h e r “ haben.

(…)