Der Beamte und Schriftsteller August Stramm

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„Postinspektor, Hauptmann und Dichter“

Der Beamte und Schriftsteller August Stramm

Ausgabe

Das Archiv 4/2006

Autor: Karlheinz Schauder

Seiten: 24-27

Er war zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in leitender Stellung beim Paketpostamt im Norden Berlins beschäftigt, galt als ehrgeiziger Beamter mit aussichtsreicher Karriere und wohnte mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in einem Haus mit Garten im noblen Vorort Karlshorst. Ein bürgerliches Leben und geordnetes Dasein, wie es einem wohlbestallten Staatsdiener in der wilhelminischen Ära zukam. Gleichzeitig verfasste er jedoch Gedichte und Dramen, die ihn zum kühnsten Lyriker und Dramatiker der Anfänge des Expressionismus machten und in die Literaturgeschichte eingehen ließen.
Als Schriftsteller suchte er nach neuen Arten des Ausrucks, experimentierte gleichsam mit der Sprache. In seinen dichterischen Arbeiten bemühte er sich um eine „Wortkunst“, eine Art des Schreibens, die in der Sprache selbst ihren eigentlichen Ausgangspunkt und ihr letztes Ziel erkennt – keineswegs in der Form oder gar im Inhalt. Der expressionistische Dichter, der im Kaiserreich mit so ungewöhnlichen Ideen an die Öffentlichkeit trat, ist dem literarischen Publikum weitgehend ein Begriff. Dagegen ist über das Berufsleben des Beamten, dem er sich mit großer Hingabe und Intensität widmete, verhältnismäßig wenig bekannt.

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