Von der Postkutsche zum ADAC Postbus

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Die Renaissance der gelben Busse

Von der Postkutsche zum ADAC Postbus

Ausgabe

Das Archiv 1/2014

Autor: Jürgen Bräunlein

Seiten: 6-15

Der Zentrale Omnibusbahnhof am Berliner Funkturm zwischen Messedamm und Masurenallee lag lange Zeit im Dämmerschlaf. Unwirtlich ist die Gegend: außen eine Ansammlung unsanierter Stahlpavillons, im Innern der Wartehallen orangerote Kunststoffschalensitze und alte verstaubte Rippenheizkörper. Über allem liegt ein muffiger Sechzigerjahre-Charme. Neuerdings entwickelt sich auf dem bis dahin überschaubar frequentierten Busbahnhof eine ungewohnte Betriebsamkeit. Besonders am Wochenende ist hier der Teufel los. Zwischen 6 und 9 Uhr morgens und 17 und 20 Uhr abends sind alle benutzbaren 27 Haltestellen ausgelastet. Wartende und abfahrende Busse, wohin das Auge schaut. Sie heißen „city2city“ oder „Flixbus“, sind grün wie „MeinFernbus“ oder gelb wie der „ADAC Postbus“, der seit Anfang November mit dabei ist im dicht besetzten Rennen um Fahrgäste im Städteverkehr.
Elektronische Anzeigetafeln blinken, eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher verkündet Abfahrt und Ankunft der Busse; es geht nach Leipzig, Hamburg, München und ins Sauerland, aber auch nach Den Haag oder Sarajevo. Gut 90 000 Busse wurden 2013 gezählt, rund 50 Prozent mehr als im Jahr davor. Langsam platzt der Zentrale Busbahnhof der Hauptstadt aus allen Nähten. In München oder Köln sieht es ähnlich aus. Dank der Liberalisierung des Fernbusverkehrs boomt das Busgeschäft wie nie zuvor. Dabei galten längere Busfahrten bis vor Kurzem noch als eher uncoole Art des Reisens. Vor allem das negative „Kaffeefahrt“-Image machte der Branche zu schaffen. Und dann ist da noch das Trauma, das vielen früheren Busreisenden in den Knochen sitzt – wenn der Fahrer kurz nach der Abfahrt erklärte: „Die Toilette kann heute leider nicht benutzt werden.“

(…)