„Dem Turme geschworen, gefällt mir die Welt“
Funk- und Fernsehtürme in Deutschland
Der Bau des Pariser Eiffelturms war längst schon in vollem Gange, da hagelte es immer noch Proteste. Der für die Weltausstellung von 1889 und anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Französischen Revolution geplante Turm aus Stahl sei „die lächerliche merkantile Idee eines Maschinenbauers (…), die Schande von Paris (…), eine tragische Straßenlaterne (…), eine widerwärtige Säule aus verschraubtem Blech“. So protestierte eine Handvoll Pariser Künstler in einem öffentlichen Manifest. Doch der risikobereite Ingenieur Gustave Eiffel, der für sein Bauvorhaben sogar persönlich haftete, ließ sich nicht beirren. Pünktlich zur Eröffnung der Weltausstellung stand Eiffel auf der Plattform des 10000 Tonnen schweren Stahlfachwerkturms, ließ sich feiern und nahm den Orden der Ehrenlegion entgegen. Er war gut gelaunt und zuversichtlich, wie zu lesen ist. Doch die Schlacht um den legendären Turm mit den vier stark gespreizten Beinen war noch nicht geschlagen.
Schon im Jahr darauf, spätestens aber 20 Jahre nach der Eröffnung, sollte der Eiffelturm wieder abgerissen werden. Bis zu seinem Tod im Jahre 1913 kämpfte Eiffel gegen die drohende Demontage seines Lebenswerkes. Um die Bedeutung des 300 Meter hohen Metallgiganten zu steigern, führte er dort oben wissenschaftliche Untersuchungen durch –Temperaturen, Wind, Verformungen, freier Fall und sogar physiologische Effekte auf Menschen wurden gemessen. Dann erst hatte er den rettenden Einfall. Gustave Eiffel ließ eine Antenne anbringen und öffnete den Turm den Funkern und ersten Radioleuten. So war, im Frühling 1908, der amerikanische Erfinder Lee de Forest mit seiner Frau auf Hochzeitsreise in Paris, und gemeinsam legte das technikbegeisterte Ehepaar auf dem Eiffelturm Schallplatten auf ein Grammophon. Die Musik wurde, 13 Jahre bevor der Eiffelturm zum ersten französischen Radiosender werden sollte, über einen Sender de Forests bis nach Marseille übertragen. Der Eiffelturm avancierte zum Funkturm, und nun wagte keiner mehr, den Abriss der „eisernen Dame“ überhaupt nur zu denken.Vom Prestigegewinn profitierte ganz Frankreich, und das Ausland ließ sich inspirieren. Deutschland zum Beispiel.
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