Mobiles Universum
Ein Rückblick auf 50 Jahre Mobiltelefon in Deutschland
3_1_2_ÖbL A_Netz 1958
Autofahrer beim Bedienen des A-Netz Autotelefons, 1950er-Jahre. Der mobile Verbindungsaufbau lief beim Öffentlich beweglichen Landfunk handvermittelt über das „Fräulein vom Amt“
Lange Zeit scheinen die Experten Recht zu behalten. Bald zählen Funkgeräte zur Standardausrüstung von Schiffen, während ab 1918 Bahnunternehmen, darunter auch die Deutsche Reichsbahn, Funkgeräte für ihre Züge testen. In Deutschland können ab 1926 Reisende der 1. Klasse auf der Strecke von Hamburg nach Berlin erstmals den neuen Funktelefondienst der Bahn nutzen und vom Zug aus telefonieren. Auch nach dem Krieg wird zwar die Mobilität deutlich gesteigert, da nun auch Autos mit Funkanlagen ausgerüstet werden, doch die sind immer noch so groß, dass sie fast den gesamten Kofferraum in Anspruch nehmen. Ab 1950 bieten einige Städte Mobilfunkdienste an, die jedoch nicht für die Allgemeinheit gedacht sind, sondern nur für ausgewählte Politiker, Spitzenbeamte und Manager. Dazu gehören etwa der „Hafenfunk“ in Hamburg, Bremen und Kiel oder der „Fahrzeugfunk“ in Berlin (West). So bleibt es im Prinzip auch, als die regionalen Netze 1958 zum A-Netz zusammengeschlossen werden. Einige Ärzte nutzen nun das Autotelefon „Typ B 72“ der Süddeutschen Telefonapparate-, Kabel- und Drahtwerke AG in Nürnberg. Für den Normalbürger ist dieser Luxus unbezahlbar, denn der Apparat kostet rund 15 000 D-Mark, also gut das Dreifache eines VW-Käfers. Das Nachfolgemodell von 1969 kostet, der neuen Transistortechnik zumTrotz, noch immer 10 000 D-Mark. Und nach wie vor füllt die Sende- und Empfangstechnik den halben Kofferraum. Insgesamt verzeichnet die Post eine Teilnehmerzahl von rund 10 500 Personen, die freilich nur in Städten ungestört telefonieren können. Denn eine 100-prozentige Flächendeckung wird nie erreicht. In der Provinz lauern selbst 1977, als das A-Netz abgeschaltet wird, regelmäßig große Funklöcher. Nach jeder Unterbrechung müssen die handvermittelten Gespräche neu aufgebaut werden.
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