Beschreibung
Goodbye, Polaroid
Eine Erfindung wandert ins Museum
Wer über Erfindung und Geschichte der Sofortbildkamera schreibt, hat gute Gründe, mit dem amerikanischen Künstler Andy Warhol zu beginnen. Der Pop-Artist stilisierte sich schon in frühen Selbstportraits als glamouröse Berühmtheit, die haltlos verehrt und gejagt wird. Das waren ironische Selbstinszenierungen, hinter denen sich der Mensch Warhol clever versteckt hielt. Ganz anders die Polaroid-Selbstporträts aus den 1970er- und frühen 1980er-Jahren. Einige dieser Fotos zeigen Andy Warhols Gesicht so unverstellt, dass man ihn kaum wiedererkennt. Der Künstler wirkt zerbrechlich, als hätte das Vermarktungsgenie alle lästig gewordenen Masken, die ihn erst zur Ikone werden ließen, abgestreift.
Andy Warhol liebte die Polaroid-Fotografie über alles. Ohne Sofortbildkamera, so heißt es, ging er nicht aus dem Haus, aber selbst in den eigenen vier Wänden drückte er wie manisch auf den Auslöser, und Polaroids von Küchenmessern, Bananen, Parfümflaschen, Nähgarn oder von Ostereiern flatterten auf den Boden. Gezielte Blicke auf das Inventar, und alles wird spontan und in Echtzeit aufgenommen. Für Warhol war die Instantkamera „ein großartiges Spielzeug“, mit dem man Bilder herstellen konnte „ohne zu arbeiten“. Ein Drücken auf den roten Knopf, ein greller Blitz, ein surrendes Geräusch und schon fährt aus dem Schlitz das neue Foto, als würde die Kamera die Zunge blecken. Peu à peu entsteht aus dem grauen Nebel heraus ein vollständig entwickeltes Bild. „That’s like a mini-factory“, schwärmte Warhol, gewissermaßen eine Ergänzung zu seiner berühmten „Factory“, die Atelier, Filmstudio und Partylocation in einem war.
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