„I am going to send this to my little cousins in Germany …“ CARE-Pakete in der Nachkriegszeit: Ein Briefwechsel als Zeitdokument

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„I am going to send this to my little cousins in Germany …“

CARE-Pakete in der Nachkriegszeit: Ein Briefwechsel als Zeitdokument

 

Ausgabe

Das Archiv 1/2016

Autor: Jürgen Bräunlein

Seiten: 36-45

„Mit CARE verbindet sich für die Bundesrepublik Deutschland die Erinnerung an ein großes Werk der Humanität“, resümierte Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher einmal mit für ihn ungewohntem Pathos. Man kann ihm kaum widersprechen. Die am 27. November 1945 von 22 sozialen Interessengruppen, darunter Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften, gegründete amerikanische Non-Profit-Hilfsorganisation setzte Maßstäbe für völkerverbindende Menschlichkeit. Die Grundidee war, die Menschen in Europa, denen es nach dem Krieg an so vielem fehlte, mit Lebensmitteln, Medikamenten, Kleidung und wichtigen Alltagsgütern zu unterstützen. CARE, das steht für „Cooperative for American Remittances to Europe“ – auf Deutsch: „Genossenschaft für amerikanische Sendungen nach Europa“ – und war das ideale Kürzel, bedeutet es doch Sorge, Fürsorge, Betreuung. Tatkräftig unterstützt von amerikanischen Politikern und Prominenten und natürlich zahllosen Spendern aus der Bevölkerung, ist CARE unter den vielen Hilfsprogrammen, die es mittels Paketversand je gab, sicherlich das symbolträchtigste. CARE war zudem die einzige Organisation, die dezidiert und ausschließlich Geschenkpakete offerierte.

In Deutschland kamen die ersten 35 700 CARE-Pakete mit dem amerikanischen Frachter „American Ranger“ am 15. Juli 1946 in Bremen an. Die Sendungen gingen zunächst in die amerikanische, später auch in die britische und französische Zone. Zur Grundausstattung der ersten Pakete gehörten je ein Pfund Rindfleisch in Kraftbrühe, Steaks und Nieren, Leber, Corned Beef, Speck, Schweineschmalz, Aprikosen-Konserven, Honig, Rosinen, Schokolade und pulverisierte Eier, zudem 750 Gramm Dosenfleisch und jeweils ein Kilo Margarine, Zucker, Vollmilch-Pulver und Kaffee. CARE legteWert darauf, die Pakete mit hochwertigen, für deutsche Verhältnisse oft auch exotisch anmutenden Produkten zu bestücken. Für besonderes Aufsehen sorgten im Nachkriegsdeutschland Schokolade und Erdnussbutter. Dem Empfänger sollte das Gefühl gegeben werden, das Paket sei ein kleinesWunder – eben aus Amerika. Nachdem die Sendungen immer mehr den Bedürfnissen der Zivilbevölkerung angepasst wurden, gab es über 20 verschiedene Paket-Typen, etwa mit „Kosher Food“ oder nur mitWerkzeugen. Die Pakete enthielten Beipackzettel mit dem deutlich formulierten Wunsch, der Empfänger möge sich persönlich bedanken. Amerikaner, darunter auch ausgewanderte Deutsche, konnten ihre Spende gleich direkt an ihre Verwandten adressieren. Die Briefe zwischen Sender und Empfänger geben heute Aufschluss darüber, wie der Paketverkehr im Einzelnen durchgeführt wurde, wie er das Alltagsleben der Beschenkten geprägt hat, aber auch, mit welchem Engagement die spendablen Spender in Übersee ihre Mission betrieben.

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