Inoffizielle Briefmarken-Welten. Künstlerische Positionen zu einem kleinen Stück Papier

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Beschreibung

Inoffizielle Briefmarken-Welten

Künstlerische Positionen zu einem kleinen Stück Papier

Ausgabe

Das Archiv 03/2016

Autor: Dirk Naguschewski

Seiten: 46-53

Der Medienkünstler Simon Denny begeistert sich fürs Fernsehen und integriert in seine Arbeiten, die er auch zum Download im Internet anbietet, unter anderem Videos, Computerspiele und Bücher. Er verhandelt in seinem Werk entscheidende Fragen des Informationszeitalters: Wie werden Informationen visuell vermittelt? Wie konstituiert sich Macht durch Bilder? Auf der Biennale in Venedig bespielte er im vergangenen Jahr den Flughafen und die Nationalbibliothek am Markusplatz mit der Installation Secret Power, in der er sich unter anderem mit dem Geheimdienst der USA, der NSA, und dessen Aktivitäten auseinandersetzt. In diesem Sommer war der Künstler mit seiner Arbeit Blockchain Visionaries auf der Berlin Biennale vertreten. Diese Installation bezieht sich auf drei Firmen, die sich mit der Entwicklung dezentralisierter Währungsplattformen und der Kryptowährung BitCoin befassen: Ethereum, 21 Inc und Digital Asset Holdings. „Denny hat ein an Handelsmessen erinnerndes Informationsdisplay sowie eine eigene Briefmarke für jede der drei Firmen (…) entworfen“, heißt es auf den Biennale-Seiten im Netz, und weiter: „Das illustrative Potenzial der Briefmarke wird genutzt, um das jeweilige Bestreben der Firmen und die implizite systembezogene Auswirkung auf die Zukunft zu transportieren.“

Simon Denny, der für die Herstellung der Briefmarke mit einer Berliner Grafikdesignerin kooperierte, steht mit der künstlerischen Indienstnahme von Briefmarken in einer langen Tradition. Seit den 1950er-Jahren experimentieren Künstler auf mannigfaltige Weise mit den Eigenschaften, dem Material, Form und Funktion der amtlichen Postwertzeichen. Sie testen das Verhältnis aus zwischen dem offiziellen Zahlungsbeleg und Bildern, die sich zwar auf vielfältige Weise auf Briefmarken beziehen, aber doch als Kunstobjekte niemals für den regulären Postverkehr bestimmt waren. Sie kritisieren die Repräsentation staatlicher Souveränität in Form eines Massenmediums und die Indienstnahme der Briefmarke als Propagandainstrument, und sie stellen die Fetischisierung der Marken als Sammelobjekt infrage. Sie erinnern daran, dass sich bestimmte Bilder mit persönlichen Lebensgeschichten verbinden, und demonstrieren, wie sich auf kleinstem Raume Kreativität entfalten kann und komplexe Botschaften vermittelt werden.

(…)

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